Aquila Flash.

Aquila Flash Teil 3 – Kryptowährungen

22. November 2021

El Salvador hat den Bitcoin als offizielle Landeswährung eingeführt. Weitere kleine Länder mit traditionell schwachen Währungen könnten ebenfalls ihre Landeswährung oder den US-Dollar durch eine privatwirtschaftlich geschaffene Kryptowährung ersetzen. Grosse Länder mit geopolitischen Ambitionen werden ihre eigenen, staatlich kontrollierten Kryptowährungen einführen und niemals auf Seigniorage-Gewinne und eine eigenständige Geldpolitik verzichten.

 

El Salvador führt Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel ein

Wir hatten im 2. Teil analysiert, dass Staaten mit sehr schwachen Währungen im Extremfall Schwierigkeiten haben könnten, mit der Landeswährung Güter zu kaufen, wenn niemand die Landeswährung mehr akzeptieren möchte. Statt nun gegen die Krypto-Konkurrenz anzukämpfen, besteht auch die Möglichkeit, die Landeswährung durch eine privatwirtschaftlich geschaffene Kryptowährung zu ersetzen. Diesen radikalen Weg hat El Salvador gewählt.  Im September führte der zentralamerikanische Staat als erstes Land Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel ein.  Seit 2001 wurde in El Salvador der US-Dollar als de-facto Zahlungsmittel benutzt. Der Ausgang dieses «Experimentes, den US-Dollar durch Bitcoin zu ergänzen oder sogar zu ersetzen» dürfte wegweisend für andere Staaten, die traditionell sehr schwache einheimische Währungen hatten (die niemand benutzen wollte) sein. El Salvador ist nun weniger von der US-Notenbankpolitik abhängig. Dafür unterliegt die neue Landeswährung «Bitcoin» enormen Schwankungen gegenüber allen anderen Währungen. Theoretisch muss jeder in El Salvador Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren. Es gibt jedoch eine Hintertür: Ist er technisch nicht in der Lage Bitcoin zu verwenden, darf er weiterhin US-Dollar für Zahlungen verwenden.  Dies gilt auch für die Steuerzahlungen. Wir werden genau beobachten, ob sich der Bitcoin gegen den US-Dollar in El Salvador durchsetzen kann. Sie können davon ausgehen, dass die FED und andere Entwicklungsländer die Entwicklungen in El Salvador ebenfalls mit Argusaugen beobachten werden.

 

China wählt den gegenteiligen Weg

China hat die Verwendung von Kryptowährungen für Transaktionen, aber auch das Mining und die Verwendung als Wertaufbewahrungsmittel verboten.

 

Welche Länder wählen welchen Weg?

Grosse Länder, alle Nationen mit «geopolitischen Ambitionen» werden nicht auf eine selbst geschaffene Landeswährung (und damit auf eine eigenständige Geldpolitik und Seigniorage-Gewinne) verzichten und gegen alle Zahlungsmittel kämpfen, falls diese die eigene Landeswährung gefährden würden. Diese Länder dürften in Zukunft staatliche Kryptowährungen einführen, welche durch die eigene Notenbank geschaffen werden.

Kleine Schwellenländer dürften, falls das Experiment in El Salvador glückt, ebenfalls mit dem Gedanken spielen, privatwirtschaftlich Kryptowährungen einzuführen. Vermutlich würden diese Länder ebenfalls Bitcoin wählen. Diese Länder würden mit einer selbstgeschaffenen Landeswährung sowieso kaum Seigniorage-Gewinne erzielen, da «niemand» die Landeswährung, ohne durch sehr hohe Zinsen entschädigt zu werden halten wollen würde. Auch eine eigenständige Geldpolitik wäre für diese Länder schwierig, da sie definitionsgemäss «klein» sind. Kleine, offene Volkswirtschaften können sowieso fast keine eigenständige Geldpolitik durchführen.

 

Kryptowährungen müssen wie jede Währung mehrere Funktionen erfüllen, wenn Sie erfolgreich als Währung eingesetzt werden:

  1. Recheneinheit
  2. Tauschmittelfunktion
  3. Wertaufbewahrungsfunktion

 

Zu 1. Recheneinheit: Kryptowährungen können kleinere Einheiten als «traditionelles Geld» haben. Diese kleinen Einheiten könnten tatsächlich für Zahlungen von Kleinstbeträgen verwendet werden. Dies heisst im Fachjargon «Micro-Payments». Die derzeit kleinste Einheit eines Bitcoins ist beispielsweise 1 Satoshi. 1 Satoshi ist «1 Hundertmillionstel» Bitcoin (=10-8). Kostet 1 Bitcoin 60’000 CHF, so beträgt der Wert eines Satoshis 0.0006 CHF oder 0.06 Rappen. Kryptowährungen eignen sich derzeit vermutlich besser für «Micro-Payments». Anbieter experimentieren beispielsweise damit, Kunden für das Lesen 1 Seite oder für das Lesen alle 10 Minuten eine «Minirechnung» abzurechnen.

 

Zu 2. Tauschmittelfunktion: Die Masse der Kosten aller Unternehmen (Löhne, Finanzierungskosten, Einkauf von Vorleistungen) müssen auf absehbare Zeit in der jeweiligen Fiat-Landeswährung bezahlt werden. Werden jetzt die Güter und Dienstleistungen gegen Kryptowährungen verkauft, ist unklar, wie hoch die Umsätze in Landeswährung sind, da alle Kryptowährungen (ausser die ggü. Fiat-Währungen fixierten «Stablecoins» sehr starken Tagesschwankungen unterliegen. Gleiches gilt für den Käufer: Kauft er am Morgen etwas, beispielsweise Bitcoin und steigt dieser, was nichts Ungewöhnliches ist, bis am Abend um 25% gegenüber der Landeswährung (in der der Käufer sein Einkommen erzielt), stellt der Käufer am Abend fest, dass er 25% mehr als ursprünglich gedacht für die Ware bezahlt hat. Deshalb sind derzeit Kryptowährungen (mit Ausnahmen der Stablecoins) weniger geeignet, um die Tauschmittelfunktion zu erfüllen. Dies würde sich erst dann ändern, wenn bei der Mehrheit der Firmen und Konsumenten sowohl Einkommen als auch Ausgaben in Kryptowährungen anfallen würden. Dies ist derzeit (noch) nicht absehbar. Deshalb erfüllen Kryptowährungen die Tauschmittelfunktion schlechter als traditionelle Währungen mit der Ausnahme der Stable Coins, deren Wert an den Wert von Fiat-Währungen gekoppelt ist.

 

Zu 3. Wertaufbewahrungsfunktion: Bitcoin unterliegt starken Wertschwankungen und wird von vielen als Spekulationsobjekt betrachtet.

 

Die 4. Funktion von Kryptowährungen

Manche Marktteilnehmer argumentieren, dass Kryptowährungen Funktionen erfüllen, die über die 3 Funktionen von klassischen Währungen hinausgehen und eine technische Revolution darstellen. Diese technische Revolution würde den zukünftigen Erfolg von Kryptos «garantieren» und deshalb würden «klassische Währungen» zunehmend ins Hintertreffen geraten.

Viele Kryptos seien deshalb auch nicht primär mit dem Ziel sich gegen die beliebige Geldvermehrung der Zentralbanken zu wehren geschaffen worden, sondern um die Blockchain für Business-Applications, Smart-Contracts und De-Fi zu nutzen. Der Schutz gegen die beliebige Geldmengenausweitung und damit gegen Inflation, Geldentwertung stand explizit bei Bitcoin im Vordergrund, weniger stark bei anderen Kryptowährungen.

Ungeachtet dieser möglicherweise vorhandenen 4. Funktion von Kryptowährungen, muss jede Währung mindestens die in diesem Beitrag untersuchten 3 Funktionen Recheneinheit, Tauschmittelfunktion und Wertaufbewahrungsfunktion erfüllen.

Wir beabsichtigen in einem späteren Beitrag abzuschätzen, wie revolutionär die noch genauer zu definierende «4. Funktion» von Kryptowährungen sein könnte.

Wir versuchen ebenfalls eine grobe Schätzung abzugeben, wie hoch man Kryptowährungen in einem Anlageportfolio gewichten sollte.

 

 

Hier geht es zum Teil 2

Hier geht es zum Teil 1

 


Kontakt: Thomas Härter, CIO, Investment Office
Telefon: +41 58 680 60 44


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Sämtliche Informationen werden ohne Mängelgewähr und ohne ausdrückliche oder stillschweigende Zusicherungen oder Gewährleistungen zur Verfügung gestellt. Diese Informationen und Ansichten dienen rein zu Informationszwecken und begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können. Wir übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen und Ansichten. Soweit gesetzlich zulässig schliessen wir jede Haftung für direkte, indirekte oder Folgeschäden aus, einschliesslich entgangenen Gewinns, die aufgrund der publizierten Informationen entstehen.

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Rückblick 2023 – Ausblick 2024

platzhalter

Im Jahr 2023 rückten zahlreiche geopolitische Risiken in den Vordergrund, ergänzt durch Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Der Konflikt in der Ukraine dauert bald zwei Jahre. Zusätzlich hat sich die Situation im Nahen Osten verschärft, insbesondere zwischen Israel und der Hamas. Eine Eskalation des Konflikts auf benachbarte arabische Länder konnte bislang verhindert werden. Zudem zeigen sich wirtschaftliche Schwächen bei zwei wichtigen Handelspartnern der Schweiz: China und Deutschland. Diese Entwicklungen führen zu einem Mangel an wichtigen Impulsen aus der Aussenwirtschaft. Geopolitische Themen werden auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die globalen Finanzmärkte oft nur von kurzer Dauer sind.

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