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Wirtschaftslage KOF (Referat von Dr. Jan-Egbert Sturm)

19. Dezember 2023

Die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich untersucht neben der wirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz auch jene weltweit. Der Vorlaufindikator zum globalen Wirtschaftsbarometer hat bereits in der zweiten Jahreshälfte 2022 Hinweise darauf gegeben, dass sich das Wirtschaftswachstum in den kommenden Monaten abkühlen wird und vermutlich im ersten Quartal 2023 der Tiefpunkt erreicht. Aktuell zeigt dieser eine deutliche Erholung des Wachstums an. So auch in der Schweiz wo der vorlaufende KOF-Indikator sich zu stabilisieren scheint und die Talsohle erreicht hat.

Wirtschaftsbarometer global und Schweiz

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Quelle: KOF

Das Wachstum in der Schweiz dürfte auch im dritten Quartal stagnieren und eine schwarze Null ausweisen (so auch für Deutschland). Der prominente Wachstumstreiber bleibt der Chemie- und Pharmasektor. Der verarbeitende Sektor, und hier insbesondere die exportorientierten Bereiche, belasten die Zahlen.

Wachstumsbeitrag nach Sektoren

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Quelle: SECO, KOF (15.6.2023)

Die Pandemie hat in vielen Bereichen zu massiven Verzerrungen geführt. Dazu gehören die Rohstoffe, Halb- und Fertigprodukte sowie der Arbeitsmarkt. Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat zusätzlich die Energiepreise stark anziehen lassen, während die Öffnung nach den Lockdowns zu einer Erholung der Nachfrage führte. Auch der anschliessende Ausbau der Lagerbestände im Rahmen der Verkürzung der Lieferketten hat zu den Verschiebungen beigetragen. Daraus resultierte ein kräftiger Anstieg der Inflation. Neuste Daten zeigen aber, dass sich die mannigfaltigen Verzerrungen zusehends normalisieren.

So zeigen die aktuellen Umfragen des KOF bei den Unternehmen, dass sich die Situation am Arbeitsmarkt und bei den Lieferengpässen entspannt, während sich seit einigen Wochen aber auch erstmals die Endnachfrage abschwächt. Hier spielt der Einfluss des zweitgrössten Handelspartners Deutschland auf die Schweizer Wirtschaft eine zentrale Rolle, denn die Entwicklung der beiden Wirtschaftsräume ist hoch korreliert. Da die Erwartungswerte der Umfrage besser sind als die Einschätzung der aktuellen Situation, dürfte gemäss den Umfragen das «Schlimmste» (hinsichtlich Abkühlung des Wachstums) bereits hinter uns liegen.

Produktionshindernisse in der Schweizer – Industrie

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Quelle: KOF

Unsere Einschätzung zur Konjunktur ist etwas weniger optimistisch. Wir erwarten, dass sich die Konjunktur in Deutschland weiter verschlechtern wird, bevor die Erholung, gestützt auf eine Lockerung der Geldpolitik der Notenbanken, einsetzt. Die Schweizer Wirtschaft dürfte sich angesichts der hohen historischen Korrelation im Gleichschritt, jedoch etwas abgeschwächt, entwickeln. Der defensive Charakter wirkt sich hier zu Gunsten der Schweiz aus. In den USA dürfte der Ausbau der Infrastruktur über die kommenden Monate für einen neuen Wachstumsschub sorgen.

Das KOF erwartet für die USA und Europa ein Rückgleiten der Gesamtinflation gegen 2% bis Ende 2024 und trifft damit auch die Erwartung der Notenbanker. Kurzfristig muss aber nochmals mit einem leichten Anstieg der Inflation gerechnet werden, denn Gesundheitskosten, Mieten und Energiepreise steigen. Somit kann auch ein weiterer Anstieg der Leit- und Marktzinsen nicht ausgeschlossen werden. Schliesslich tritt die Diskussion über eine weitere Leitzinserhöhung zunehmend in den Hintergrund. Von Bedeutung wird sein, wie lange die Zinsen auf den aktuellen Niveaus gehalten werden können. Hier gehen wir aktuell von länger hochbleibenden Zinsen aus, als dies vom Markt aktuell erwartet wird. Nur unter der Voraussetzung von grösseren Verwerfungen scheinen Zinssenkungen aktuell realistisch.

Inflationsraten (effektiv und erwartet)

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Quelle: BLS, Eurostat, FSO, KOF (15.6.2023)

Für die Aktienmärkte erwarten wir kurzfristig eine Seitwärtsbewegung innerhalb der Bandbreiten der letzten Monate. Wir bevorzugen dabei defensive Anlagen wie grosskapitalisierte Unternehmen, Qualität und Substanzwerte.


Kontakt: Christoph Sieger, Portfolio Manager
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Rückblick 2023 – Ausblick 2024

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Im Jahr 2023 rückten zahlreiche geopolitische Risiken in den Vordergrund, ergänzt durch Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Der Konflikt in der Ukraine dauert bald zwei Jahre. Zusätzlich hat sich die Situation im Nahen Osten verschärft, insbesondere zwischen Israel und der Hamas. Eine Eskalation des Konflikts auf benachbarte arabische Länder konnte bislang verhindert werden. Zudem zeigen sich wirtschaftliche Schwächen bei zwei wichtigen Handelspartnern der Schweiz: China und Deutschland. Diese Entwicklungen führen zu einem Mangel an wichtigen Impulsen aus der Aussenwirtschaft. Geopolitische Themen werden auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die globalen Finanzmärkte oft nur von kurzer Dauer sind.

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