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Oktober 2019

7. Oktober 2019

Deutliche Bremsspuren in der US-Wirtschaft

 

Die amerikanische Wirtschaft kann sich der weltweiten Wachstumsabschwächung nicht entziehen. Die FED dürfte bereits diesen Monat eine weitere Zinssenkung vornehmen. Eine Einigung im Handelsstreit ist nicht in Sicht.

 

Investoren sollten ihr Vertrauen in eine Fortsetzung des US-Wirtschaftsaufschwungs überprüfen

Eine stärkere US-Rezession wäre vermutlich das Ende der Ära Trump. Präsident Trump weiss dies. Viele Investoren rechnen deshalb damit, dass die Regierung «Alles» tun wird, um genau dies zu verhindern. «Alles» umfasst Massnahmen, wie die Fed unter massiven Druck zu setzen, die Zinsen zu senken, nochmals die Steuern zu senken, die Staatsausgaben zu erhöhen oder sogar ein Handelsabkommen mit den Chinesen abzuschliessen. Vielleicht sind US-Aktien deshalb so hoch bewertet, weil die Investoren fest daran glauben, dass es gelingen wird, eine Rezession zu vermeiden.

Dieses Vertrauen in die Fortsetzung des längsten US-Wirtschaftsaufschwungs erhielt in den letzten Tagen einige Dämpfer

  1. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA sank im September mit 47.8 Punkte auf den niedrigsten Wert seit Juni 2009. Die Exportkomponente fiel mit 41 Punkten auf den tiefsten Wert seit März 2009. Ein winziger Lichtblick ist der minimale Anstieg der Auftragseingangskomponente auf 47.3. Das verarbeitende Gewerbe trägt nur ungefähr 10% zum Bruttoinlandprodukt bei.
  2. Der Einkaufsmanagerindex für das nicht-verarbeitende Gewerbe sank im September um 3.8 auf 52.6 Punkte, den tiefsten Wert seit August 2016. Der US-Dienstleistungssektor hat sich somit markant abgeschwächt, bleibt jedoch immer noch in der Wachstumszone. Die Beschäftigungskomponente sank auf 50.4 Punkte, den tiefsten Wert seit Februar 2014.

Die Daten legen den Schluss nahe, dass auch das verarbeitende Gewerbe der USA in den weltweiten Abschwung der verarbeitenden Industrie mit hineingezogen wird und sich langsam Bremsspuren in den US-Dienstleistungssektoren zeigen.

Grafik 1 zeigt die Rezessionswahrscheinlichkeit gemäss einem Modell der New York FED an.

Grafik 1: Rezessionsmodell der New York FED

Grafik 1: Rezessionsmodell der New York FED

Quelle: New York FED, Bloomberg

 

Investoren sollten ihr Vertrauen in den US-Wirtschaftsaufschwung und in die Manipulierbarkeit desselben kritisch hinterfragen. Der Markt erwartet jetzt die nächste Zinssenkung der FED bereits im Oktober. Sie dürften Recht bekommen.

Käme es zu einer Einigung im chinesisch-amerikanischen Handelsstreit, könnte sich die Weltwirtschaft vermutlich wieder rasch erholen. Die Aussichten hierfür sind tief. Die Aussicht, dass ein Impeachment-Verfahren eingeleitet werden könnte, werden Chinas Kompromisswillen schmälern, da das Verhandeln mit jedem anderen Präsidenten vermutlich wesentlich einfacher werden würde.

 

Hongkong wird 2047 zur ganz normalen chinesischen Stadt

Die bei der Übergabe der britischen Kronkolonie ausgehandelten Sonderrechte wie Meinungs-, Versammlungs- und Religionsfreiheit sind spätestens dann Makulatur. Die Uhr tickt unaufhaltsam. Es geht somit bei den Protesten nicht um das Auslieferungsgesetz per se, sondern auch ob es gelingt zu vermeiden, dass Hongkong ein ganz gewöhnliches Stück China wird.

 

Was ist ein ganz normales Stück China?

China war schon immer eine Diktatur. Neu ist, dass mit künstlicher Intelligenz und der totalen Vernetzung der perfekte Orwellsche Überwachungsstaat, die «Big-Data-Diktatur», heute technisch möglich ist und das chinesische Regime mit Hochdruck den Überwachungsstaat perfektioniert. In Chinas öffentlichem Raum stehen alle nahezu pausenlos unter Beobachtung. Die Partei hat selbst stolz erklärt, dass es mit den Überwachsungskameras jeden der 1.4 Milliarden Bürger des Landes innerhalb von einer Sekunde identifizieren könne. Kameras mit Gesichtserkennungssoftware registrieren jedes Fehlverhalten. Wer sich systemkonform verhält, erhält Bonuspunkte und Zugang zu Bankkrediten und sonstige Vergünstigungen. Wer zu viele Punkte verliert, kann womöglich nicht einmal mehr ein Flugticket buchen oder ein Auto kaufen und erhält kein Visum für Auslandsreisen, der Internetzugang wird verlangsamt, die Kinder dürfen nicht mehr in gute Schulen.

 

WeChat

WeChat ist ein Multifunktionshandytool, mit dem man in China fast alles machen kann (Scheidungsunterlagen einreichen, Kredite verwalten, Reisen buchen, bezahlen, man hat direkt Zugriff zu seinem Bankkonto). Benützer dieser «Einheitssoftware» werden pausenlos überwacht, der Staat weiss «Alles». Die Echtzeiterfassung jedes Menschen, auch der in China lebenden Ausländer, die automatische Bewertung und Sanktionierung um die gesamte Bevölkerung zu einem perfekt konformen, eigenwillenlosen Verhalten im Sinne des Willens des Politbüros zu zwingen, ist auch das Endziel in Hongkong und Taiwan. Es handelt sich um ein Echtzeitexperiment historischen Ausmasses. Möglicherweise ist das Ziel vollständige Überwachung der «drei China» nicht das Endziel, sondern nur ein Zwischenziel…

Deshalb ist der Konflikt der USA mit China weltanschaulicher und strategischer Art und der Handelskrieg somit nur eine Ausprägung.

 

Hongkong wird in 28 Jahren nicht mehr zur westlichen Welt gehören, wenn es den protestierenden Bürgern nicht jetzt gelingt, dies zu verhindern

Es stehen nur noch 28 Jahre Meinungsfreiheit zur Verfügung und das vielleicht bereits jetzt nur noch theoretisch auf dem Papier. Die Bewohner Hongkongs wissen ganz genau, was für sie auf dem Spiel steht und deshalb werden sie auch weiterkämpfen. Sie kämpfen dort letztendlich auch für unsere Werte und eine liberale freiheitsliebende Demokratie und sie werden diesen Kampf wahrscheinlich verlieren. Die Eliten des Stadtstaates verlagern deshalb, solange sie noch können, ihr Vermögen immer schneller ins Ausland, einen Grossteil nach Singapur. Die Kapitalflucht hat begonnen.

 

Die Unruhen in Hongkong könnten auch Auswirkungen auf den Handelsstreit mit dem USA haben, der nur eine Ausprägung des «Wettbewerbs der Systeme ist»

Sollte China sich entschliessen, in Hongkong mit Gewalt einzugreifen, sinken die Chancen auf einen Durchbruch im amerikanisch-chinesischen Handelsstreit gegen null. Im Gegenteil, der Ruf nach zusätzlichen (internationalen) Sanktionen würde noch lauter werden.

 


Kontakt: Thomas Härter, CIO, Investment Office
Telefon: +41 58 680 60 44


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Diese Informationen und Ansichten begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können.

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Rückblick 2023 – Ausblick 2024

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Im Jahr 2023 rückten zahlreiche geopolitische Risiken in den Vordergrund, ergänzt durch Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Der Konflikt in der Ukraine dauert bald zwei Jahre. Zusätzlich hat sich die Situation im Nahen Osten verschärft, insbesondere zwischen Israel und der Hamas. Eine Eskalation des Konflikts auf benachbarte arabische Länder konnte bislang verhindert werden. Zudem zeigen sich wirtschaftliche Schwächen bei zwei wichtigen Handelspartnern der Schweiz: China und Deutschland. Diese Entwicklungen führen zu einem Mangel an wichtigen Impulsen aus der Aussenwirtschaft. Geopolitische Themen werden auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die globalen Finanzmärkte oft nur von kurzer Dauer sind.

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