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Navigation durch stürmische Gefilde

4. Oktober 2022

Die Rahmenbedingungen sind für Anleger schwieriger geworden. Die Notenbanken haben mit der Straffung der Geldpolitik begonnen. Der Krieg in Russland und weitere geopolitische Unsicherheiten kommen weiterhin erschwerend dazu. Unter anderem wirkt sich der Krieg inflationär aus und trifft auf eine bereits erhöhte Inflation aus den beeinträchtigten Lieferketten aus der Corona-Pandemie. Regierungen versuchen mit Steuersenkungen, Anreizpaketen und Verstaatlichung oder Unterstützung angeschlagener Unternehmen gegenzusteuern.

 

Geldpolitischer Gegenwind

Fast alle Notenbanken befinden sich in einem Straffungszyklus zur Bekämpfung der unerwünscht hohen Inflation. Ziel ist die Leitzinsen so lange anzuheben, bis die Inflation auf die Zielmarke von 2% zurückfällt. Insbesondere die US-Notenbank Fed und die Bank of England (BOE) entziehen dem Markt Liquidität durch die Reduktion der Notenbankgeldmenge. Durch die Verknappung des US-Dollars und die steigende Zinsdifferenz hat sich dieser deutlich aufgewertet und belastet die heimische Exportindustrie, aber auch die übrigen Regionen. Eine Rezession in verschiedenen Ländern kann nicht ausgeschlossen werden. Eine daraus resultierende rückläufige Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen würde jedoch den Inflationsdruck reduzieren und somit auch die Notwendigkeit einer weiteren Straffung der Notenbankpolitik.

Geopolitische Unisicherheiten

Geopolitisch belasten der Ukraine-Krieg und die instabile Situation im China-Taiwan-Konflikt die Situation weiter. Der mittlere Osten steuert als einer der grössten Erdölförderer zusammen mit Russland (OPEC+) den Rohstoffpreis durch die Angebotsverknappung und beeinflusst die Inflation global. Darüber hinaus wird die Gasmangellage aufgrund des Lieferstopps Russlands den Preisdruck im Verlauf des Winters zusätzlich erhöhen.

Fiskalpolitik und Anreizprogramme

Der Kaufkraftschwund beim Konsumenten und Marktverzerrungen bei Versorgern und weiteren Branchen veranlassen die Regierungen zu Interventionen. Steuersenkungen und höhere Ausgaben, wie beispielsweise (aber nicht ausschliesslich) in Grossbritannien belasten den Haushalt. Die Staatsverschuldung und die Zinslast steigen – zusätzlich auch wegen den steigenden Zinsen.

Und mikroökonomisch?

Unternehmen mit Preismacht geben die höheren Gestehungskosten dosiert an die Verbraucher weiter. Bei Gebrauchsgütern ist die Weitergabe höherer Preise deutlich schwieriger. Die Margen und Gewinne sind unter Druck. Durch die Teuerung trifft das Angebot auf eine reduzierte Kaufkraft der Konsumenten und auch deren Stimmung trübt sich zunehmend ein. Der Absatz sollte als Folge sinken.

Kapitulation der Bank of England vom 28. September

Die Bank of England hat ihren Entscheid, die Bilanzsumme ab Anfang Oktober zu straffen, um einen Monat hinausgeschoben und gibt dem heftigen Zinsanstieg und dem Ausverkauf des Pfundes nach. Anstelle dessen werden vorübergehend wieder Anleihen in der Höhe von bis zu 5 Mrd. GBP pro Tag aufgekauft. Dieser aufgrund der hohen Inflation nur sehr schwer nachvollziehbare Entscheid der Zentralbank senkt kurzfristig den Abwertungsdruck auf der Landeswährung und verbessert einige weitere Parameter, zerstört aber langfristig das Vertrauen in die Institution und erhöht den Inflationsdruck.

Der heftige Anstieg der 10-jährigen Gilt-Zinsen seit Anfang August von 1.75% auf über 4.5% (auf ein 14-Jahres-Hoch) belastet die Pensionskassen und zwingt die BOE zu diesem Schritt. Kurzfristig reagieren die Anleihen- und Aktienmärkte positiv auf die Ankündigung. Jubelschreie erscheinen aber verfrüht und verfehlt, da diese Massnahme langfristig schwerwiegende negative Auswirkungen auf das zuvor erklärte Ziel der Inflationsbekämpfung haben wird.

Solche Veränderungen sind nicht vorhersehbar und die Marktreaktion darauf nicht eindeutig zu prognostizieren. Ähnlich gestaltet es sich mit allen übrigen Handlungsparametern. Wer würde beispielsweise auf eine allfällige Absetzung von Wladimir Putin nachfolgen und was würde sich dann ändern.

Wie also in einem solchen Marktumfeld agieren?

An der Strategie festhalten, taktische Anpassungen prüfen

Wir erwarten, dass die Volatilität an den Aktienmärkten weiter anhalten wird. Sollten insbesondere Unternehmen ihren Ausblick und Erwartungen zur Entwicklung der Unternehmensgewinne (Marge) in den kommenden Quartalen «nach unten» revidieren, wird sich eine nachhaltigere Erholung weiter verzögern.

Die bei Mandatsbeginn vereinbarte Anlagestrategie gilt als langfristige Ausrichtung und soll auch in diesen Marktbedingungen ohne triftigen Grund nicht angepasst werden. Veränderungen auf taktischer Ebene sehen wir insbesondere in der aktiven Steuerung der Allokation sowie geografischen und sektoriellen Ausrichtung. Im aktuellen Umfeld empfehlen wir grundsätzlich eine defensivere Ausrichtung der Anlagen. Wir bevorzugen grosskapitalisierte Unternehmen, Dividendenwerte, Qualität und Substanz (Value). Bei den festverzinslichen Anlagen sehen wir interessante Opportunitäten im Bereich von kurzlaufenden Unternehmensanleihen (Investment Grade wie auch High Yield).

Für Anleger, welche auch alternative Anlagen berücksichtigen, können Managed Future Strategien (CTA) als eine zusätzliche Diversifikationskomponente eingesetzt werden. Dank dem deutlichen Zinsanstieg sind auch kapitalgeschützte strukturierte Produkte wieder ein Thema geworden.

Für Neu-Investoren und Anleger mit hohen Cashquoten bietet das momentane Umfeld die Möglichkeit, zeitlich gestaffelt Aktienpositionen aufzubauen. Gestaffelte Käufe optimieren die Einstandskurse und verhindern, die Erholung resp. die Wende zu verpassen. Hierzu sind aber sicherlich Notenbanken erforderlich, die von einer weiteren Straffung absehen.

 


Kontakt: Christoph Sieger, Portfolio Manager
Telefon: +41 58 680 60 56


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Sämtliche Informationen werden ohne Mängelgewähr und ohne ausdrückliche oder stillschweigende Zusicherungen oder Gewährleistungen zur Verfügung gestellt. Diese Informationen und Ansichten dienen rein zu Informationszwecken und begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können. Wir übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen und Ansichten. Soweit gesetzlich zulässig schliessen wir jede Haftung für direkte, indirekte oder Folgeschäden aus, einschliesslich entgangenen Gewinns, die aufgrund der publizierten Informationen entstehen.

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Rückblick 2023 – Ausblick 2024

platzhalter

Im Jahr 2023 rückten zahlreiche geopolitische Risiken in den Vordergrund, ergänzt durch Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Der Konflikt in der Ukraine dauert bald zwei Jahre. Zusätzlich hat sich die Situation im Nahen Osten verschärft, insbesondere zwischen Israel und der Hamas. Eine Eskalation des Konflikts auf benachbarte arabische Länder konnte bislang verhindert werden. Zudem zeigen sich wirtschaftliche Schwächen bei zwei wichtigen Handelspartnern der Schweiz: China und Deutschland. Diese Entwicklungen führen zu einem Mangel an wichtigen Impulsen aus der Aussenwirtschaft. Geopolitische Themen werden auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die globalen Finanzmärkte oft nur von kurzer Dauer sind.

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