Aquila Flash.

Januar 2021

15. Januar 2021

2021 – das Jahr in dem die Welt geimpft wird

 

2021 – das Jahr indem die Welt geimpft wird. In der zweiten Jahreshälfte dürfte ein kräftiger Wirtschaftsaufschwung beginnen. Mit dem Wahlsieg der Demokraten in Georgia besteht die Aussicht auf eine spürbar lockerere Fiskalpolitik. Erwartungen eines Pakets von 3’000 Milliarden US-Dollar dürften jedoch aufgrund der knappen Mehrheit und der Existenz «moderater demokratischer Senatoren» übertrieben sein. Früher oder später wird die FED und andere Zentralbanken gegen eine zu schnelle Versteilerung der Zinskurve ankämpfen (müssen), um die Tragfähigkeit der Staatsschulden zu gewährleisten.

 

Politik in den USA 2021 durch Demokraten dominiert

Durch den Gewinn der beiden Senatssitze in Georgia verfügen die Demokraten nun über eine hauchdünne Mehrheit im Oberhaus: der Senat ist 50:50, aber die Vizepräsidentin Kamala Harris hat die entscheidende Stimme und wird das «Zünglein an der Waage sein».

Somit hat sich keine verspätete blaue Welle manifestiert. Die ambitioniertesten, radikalsten demokratischen Ideen dürften somit nicht realisiert werden, da hierzu die moderaten demokratischen Senatoren nicht bereit sein werden, denn ein Dissident könnte bereits einer zu viel sein. Ausserdem werden für Änderungen der Gesetze bis zu 60 Stimmen benötigt (insgesamt gibt es 100 Senatoren). Vermutlich sind die Erwartungen mancher Marktkommentatoren auf ein 3’000 Milliarden US-Dollar Rettungspaket aus heutiger Sicht wenig realistisch. Dennoch wird die Politik stark durch die Demokraten dominiert werden. Die Mehrzahl der Minister und Berater dienten bereits in der Obama-Administration oder sogar früheren US-Präsidenten. Somit wird die US-Politik durch eine erfahrene und berechenbare «alte Garde» dominiert werden, frischen Wind wird es wenig geben. Die US-Politik wird prognostizierbarer, offener, weniger auf sich selbst bezogen und in der Kommunikation zivilisierter, entspannter. Eine wesentlich konstruktivere internationale Zusammenarbeit in den Bereichen Klimaschutz, Konjunkturankurbelung, Welthandel, «Eindämmung des Einflusses undemokratischer Staaten» zeichnet sich ab. Alte Bündnisse gewinnen wieder an Wert, werden honoriert. Durch die Annäherung der USA und der EU zeichnet sich eine weniger uneinheitliche Front gegenüber totalitären Staaten ab. Auf der anderen Seite ist eine gewisse Entspannung des Verhältnisses zum Iran realistisch.

 

USA werden Pariser Klimaabkommen wieder beitreten

Der weltweite Klimaschutz wird an Fahrt gewinnen. Vielleicht ist sogar die Einführung einer internationalen CO2-Steuer realistisch.

 

Rivalität um die Hegemonie zwischen China und den USA wird nicht verschwinden

Joe Biden hat bereits angekündigt, dass er zunächst einmal einen Grossteil der von Trump eingeführten Einfuhrzölle beibehalten möchte. Der Handelskrieg dürfte sich entschärfen, ist aber nicht beendet. Die Rivalitäten über die Weltmachtstellung bleiben, weitere Konflikte (Taiwan, Aufrüstung, südchinesisches Meer) sind vorprogrammiert.

 

Big Tech könnte stärker unter Regulierungsdruck geraten

Amazon, Facebook, Alphabet gehören zu den Hauptgewinnern der Coronakrise und konnten ihre marktbeherrschende Stellung zu Lasten kleinerer Konkurrenten weiter ausbauen. Unter der Biden Administration dürfte der Druck auf diese Unternehmungen zunehmen. Die EU hat mit dem «Digital Services Act» und dem «Digital Markets Act» die rechtlichen Grundlagen für aggressivere Interventionen geschaffen.

 

Zentralbanken werden weitere Rettungspakete finanzieren und die Zinskurvenkontrolle einführen

Die neuesten Schätzungen des Congressional Budget Office gehen von einem Defizit von rund 2’000 Milliarden US-Dollar aus, was mehr als 8.6% des Bruttoinlandproduktes darstellen dürfte. Der Löwenanteil der zusätzlichen Staatsschuld wird aller Voraussicht nach durch die FED finanziert werden. In der EU und in Grossbritannien sieht die Situation ähnlich aus. Würden die Zentralbanken nicht die ausufernden Staatsdefizite finanzieren, würden die längerfristigen Zinsen deutlich ansteigen und die Finanzierbarkeit der hohen Staatsschulden wäre gefährdet. Auch im Jahr 2021 findet die finanzielle Repressionspolitik kein Ende. Im Gegenteil: ein Ende der Monetarisierung der Staatsschulden und der expansiven Fiskalpolitiken ist weltweit nicht in Sicht. Die (unverantwortliche) Verflechtung von Fiskal- und Geldpolitik wird weiter an Fahrt gewinnen. Es ist bezeichnend, dass die Chefin des US-Treasury, Frau Janet Yellen zuvor Chefin der FED war, personell engstens mit beiden Institutionen vernetzt ist und eine der lautesten Stimmen, die nach grösseren Konjunktur- und Rettungspaketen schreit, ist. Die FED-Präsidentschaft von Frau Yellen zeichnete sich auch durch eine ausgeprägte «Taubenhaftigkeit» aus, sie setzte sich renitent gegen eine Normalisierung der Zinsen und gegen eine Reduzierung der Aufkaufprogramme ein. Frau Yellen wird sich aggressiv für eine Zinskurvenkontrolle einsetzen, damit sich das US-Treasury bis über beide Ohren überschulden kann.

 

Steilere Zinskurve durch Anstieg der Langfristzinsen muss durch Zentralbanken «gemanagt» werden

Der in den 80er Jahren begonnene Trend zu immer tieferen Zinsen könnte als verspätete Konsequenz der haushaltspolitischen und geldpolitischen Exzesse, die auf die Coronakrise folgten, endgültig beendet werden. Dabei ist denkbar, dass die Zentralbanken ihre Interventionszinssätze tief halten und einen moderat-geordneten, gemanagten Anstieg der Langristzinsen zulassen, während der Staat mit Hilfe der Notenbanken seine Schulden immer kurzfristiger finanziert.

 

Liquidität hat Vermögenspreise nach oben getrieben

Das durch die Zentralbanken geschaffene Geld hat in erster Linie den Weg in die Aktien- und Immobilienmärkte gefunden. Aufgrund der erzwungenen Lockdowns kam die Geschäftstätigkeit zum Erliegen und Firmen und Private horteten die Liquidität (Angstsparen) in zunehmend riskanteren Anlagen.

 

Kräftige Wirtschaftserholung in der zweiten Hälfte 2021

In der zweiten Jahreshälfte zeichnet sich eine kräftige Wirtschaftserholung ab, da bis dahin genügend Menschen immun sein werden (10%) oder bereits geimpft wurden (30%), so dass die meisten Bereiche der Wirtschaft wieder in den Normalbetrieb übergehen können. Viele Konsumenten und Unternehmungen haben in den letzten Quartalen aussergewöhnlich hohe Ersparnisse angehäuft, auf Sommer- und Winterferien und Restaurantbesuche, auf den Besuch von Kinos, Theater etc.verzichtet.

Somit könnten die aufgestauten Konsumwünsche sich in einem kräftigen Nachfrageanstieg entladen. Dann dürfte ein Teil der während der Covid-Krise geschaffenen Liquidität den Weg in die Realwirtschaft finden und aus Anlagen abgezogen werden. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes wird allein schon durch das Zurückfahren der Lockdowns markant ansteigen. Somit droht ein Zinsanstieg nicht nur aufgrund eines höheren Angebots an Staatsanleihen und einer schlechteren Kreditwürdigkeit des Staates, sondern auch, weil die Wirtschaft besser läuft, die Kreditnachfrage anzieht usw. Eine zu kräftige Wirtschaftserholung, ein zu schneller Zinsanstieg könnte die Börsen belasten und den positiven Effekt durch die höheren Unternehmensgewinne und tieferen Insolvenzraten überkompensieren.

 

Sentiment ist positiv

Zu Beginn des Jahres sind praktisch alle Stimmungsindikatoren der Investoren sehr hoch. Die meisten Investoren «sehen durch die Covid-Krise hindurch» und gehen, wohl zu Recht, davon aus, dass die Zentralbanken alles tun werden, damit riesige Rettungspakete geschmiedet werden können, Liquidität im Überschuss vorhanden ist und grössere Einbrüche an den Börsen «mit allen geldpolitischen Mitteln» bekämpft werden würden, zur Not auch mit dem direkten Ankauf von Aktien. Solange die Investoren hiermit rechnen, verlangen sie für das Halten von Aktien eine geringere Risikoprämie. Sie sind bereit über historische hohe Bewertungskennzahlen hinwegzusehen. Erst wenn die Wirtschaft hinreichend gesund ist und sehr stark wächst, dürfte die Zentralbankpolitik zaghaft in Richtung Normalisierung einschlagen.

 

 


Kontakt: Thomas Härter, CIO, Investment Office
Telefon: +41 58 680 60 44


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Sämtliche Informationen werden ohne Mängelgewähr und ohne ausdrückliche oder stillschweigende Zusicherungen oder Gewährleistungen zur Verfügung gestellt. Diese Informationen und Ansichten dienen rein zu Informationszwecken und begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können. Wir übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen und Ansichten. Soweit gesetzlich zulässig schliessen wir jede Haftung für direkte, indirekte oder Folgeschäden aus, einschliesslich entgangenen Gewinns, die aufgrund der publizierten Informationen entstehen.

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Rückblick 2023 – Ausblick 2024

platzhalter

Im Jahr 2023 rückten zahlreiche geopolitische Risiken in den Vordergrund, ergänzt durch Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Der Konflikt in der Ukraine dauert bald zwei Jahre. Zusätzlich hat sich die Situation im Nahen Osten verschärft, insbesondere zwischen Israel und der Hamas. Eine Eskalation des Konflikts auf benachbarte arabische Länder konnte bislang verhindert werden. Zudem zeigen sich wirtschaftliche Schwächen bei zwei wichtigen Handelspartnern der Schweiz: China und Deutschland. Diese Entwicklungen führen zu einem Mangel an wichtigen Impulsen aus der Aussenwirtschaft. Geopolitische Themen werden auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die globalen Finanzmärkte oft nur von kurzer Dauer sind.

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