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Corona und Finanzmärkte

19. März 2020

Das Coronavirus hält die Welt in Atem. Finanzmärkte weiter unter Druck.


Das Coronavirus hält die Welt in Atem und legt ganze Volkswirtschaften lahm. Die globalen Aktienmärkte korrigierten über 30%. Die Bewertungen sind wieder attraktiver, wir bleiben vorerst in unserer Aktienquote untergewichtet und bevorzugen defensive Sektoren.

 

China auf dem Weg zur Normalisierung

China scheint sich langsam von der Coronakrise zu erholen. Die drastischen Isolationsmassnahmen scheinen ihre Wirkung zu zeigen. Die Millionenmetropole Wuhan meldet zum zweiten Tag in Folge nur eine einzige Neuansteckung. 14 der 16 provisorischen Krankenhäuser wurden bereits wieder demontiert, die Schulen öffnen wieder und verschiedene Unternehmen fahren ihre Kapazitäten langsam wieder hoch. Der iPhone Zulieferer Foxconn erwartet, dass bis Ende März die Produktion wieder auf vollen Touren laufen wird. Mitarbeiter werden mit Boni, gratis Shuttle-Bussen, Nahrungsmittelversorgung und Unterbringung unterstützt. Die Wachstumsprognosen für Chinas Wirtschaft wurden bereits deutlich reduziert und liegen im Bereich von leicht negativ bis zu 3 Prozent Wachstum.

 

In der Zwischenzeit hat das Virus Europa und die USA erreicht und legt insbesondere in Europa ganze Regionen und Industrien lahm. Um die Verbreitung des Virus stoppen zu können, wird beispielsweise Volkswagen ihre Fabriken für zwei bis drei Wochen schliessen. In Italien könnte der Wendepunkt jedoch bald erreicht sein. In den letzten vier Tagen verharrte die Zahl der Neuansteckungen auf gleichem Niveau (rund 3’500 Fälle pro Tag). Es ist aber noch zu früh, um Entwarnung zu geben. Gegen 50’000 Süditaliener sind an den letzten beiden Wochenenden vom Norden in ihre Heimatregionen zurückgefahren und könnten eine neue Ansteckungskette in Gang setzen. Bereits jetzt ist klar, dass das Wirtschaftswachstum in Europa aber auch in den USA vor allem in der ersten Jahreshälfte hart getroffen wird. Es ist wahrscheinlich, dass das BIP Wachstum in beiden Regionen für das Gesamtjahr negativ ausfallen wird. Das Basisszenario bei diesen Prognosen ist, dass das Virus bald unter Kontrolle gebracht wird und ein überdurchschnittliches Wachstum im dritten und vierten Quartal Teile der Ausfälle kompensiert.

 

Zentralbanken reagieren

Die EZB hat (vorerst) zwar auf eine Zinssenkung verzichtet, wird aber nebst den bereits letzte Woche angekündigten Anleihenkäufe bis Ende Jahr nochmals zusätzliche 750 Milliarden Euro in Anleihen investieren und bietet Banken extrem günstige Finanzierungsbedingungen an. Die FED reduzierte die Zinsen in zwei Schritten auf die neue Spanne von 0 – 0.25% und wird ihre Bilanz um weitere 700 Milliarden US-Dollar aufblähen. Diese Woche legte die FED nochmals nach und wird künftig direkt kurzlaufende Anleihen von US-Unternehmen kaufen – ein Programm, welches bereits während der Finanzkrise zum Einsatz kam. Auch die Politik hat in vielen Regionen Konjunktur- und Hilfeprogramme gesprochen. Gegenwärtig betragen diese etwa 1% vom globalen Bruttoinlandprodukt. Während der Finanzkrise 2008/2009 belief sich dieser Betrag auf 3.5%, weitere Massnahmen dürften also noch folgen.

 

Börsen bleiben volatil

Die Börsen sind weiter äusserst volatil und kurzfristige Erholungen werden von erneuten Rücksetzern abgelöst. Seit dem Höchststand hat der MSCI World über 30% an Wert eingebüsst. Bereits jetzt steht fest, dass das Coronavirus den S&P 500 Index in den schnellsten Bärenmarkt seiner Geschichte geführt hat (Marktkorrektur von 20%). Entsprechend sind die Bewertungen von Aktien so attraktiv wie schon lange nicht mehr und eskomptieren eine milde Rezession in diesem Jahr mit wieder stärkerem Wachstum in 2021.

 

Verschiedene technische und Stimmungs-Indikatoren haben inzwischen Niveaus von 2008 erreicht (Relative Strength Index, Implizierte Volatilität, Put/Call Ratio etc.). Nicht ganz so dramatisch wie während der Finanzkrise sind die Ausflüsse aus den Aktien. Sollte es hier zu einer ähnlichen Kapitulation wie 2008 kommen, könnte dies ein (antizyklisches) Kaufsignal auslösen.

 

Die Märkte werden aber auch durch schlechtes Funktionieren im Refinanzierungsmarkt für die US-Unternehmen belastet. Das hat zu einem Rückgang der Kurse in allen Asset-Klassen geführt, die Korrelationen zwischen den einzelnen Anlagen tendierte Ende letzter Woche zeitweise gegen «eins» – ein deutliches Zeichen für eine Fehlfunktion in den Märkten. Es wurde einfach alles verkauft. Die Schritte, welche die FED nun vollzogen hat dienen alle primär dem Abbau dieser Verspannungen und zeigen bereits erste positive Resultate. Die Massnahmen werden höchstwahrscheinlich weiter ausgebaut, um die Verzerrungen wieder ganz zu lösen und das strukturell einwandfreie Funktionieren der Märkte zu gewährleisten.

 

Warten auf Klarheit

Wir empfehlen mit Zukäufen bei Aktien noch zuzuwarten und bleiben in der Aktienquote weiter untergewichtet. Viele Prognosen basieren auf einer baldigen «Eindämmung» des Virus und müssten revidiert werden, falls sich die verschiedenen Massnahmen in die Länge ziehen würden. Insbesondere der ungewisse Verlauf des Virus in den USA lässt uns weiter zurückhaltend sein. Auch ist es noch zu früh, die effektiven Auswirkungen auf die Konsumentenstimmung zu beziffern. So war es über die letzten Jahre vor allem der private Konsum, welcher das Wirtschaftswachstum in den USA massgeblich mitgetragen hat. Bei den Sektoren würden wir Nicht-Basiskonsumgüter weiter untergewichten und bevorzugen den Gesundheitssektor. Sollte eine klare Kehrtwende bei den Ansteckungsraten zu erkennen sein, dürfte dies die Basis für eine Erholungsrally sein.

 

Interessant ist sicher zu erwähnen, dass Partners Group, eine auf Private Equity spezialisierte, international tätige Schweizer Vermögensverwaltungsgesellschaft, entschieden hat, ihr Aktienrückkaufprogramm vorzuziehen um von der «momentan tiefen Bewertung» der Aktie zu profitieren. Langfristig werden die Aktionen der Zentralbanken (Liquiditätszufuhr, Kaufprogramme) die Attraktivität der Realwerte (Aktien, Gold, Immobilien) gegenüber den Nominalwerten (Cash, Anleihen) weiter steigern, was weiterhin für eine strategische Aktienquote in der Vermögensallokation spricht. Die jetzt ins System gepumpte Liquidität wird darin verbleiben und wie schon in der Vergangenheit erneut «Asset Inflation» erzeugen.

 

 


Kontakt: Nicolas Peter, Leiter Investments
Telefon: +41 58 680 60 42


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Diese Informationen und Ansichten begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können.

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Rückblick 2023 – Ausblick 2024

platzhalter

Im Jahr 2023 rückten zahlreiche geopolitische Risiken in den Vordergrund, ergänzt durch Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Der Konflikt in der Ukraine dauert bald zwei Jahre. Zusätzlich hat sich die Situation im Nahen Osten verschärft, insbesondere zwischen Israel und der Hamas. Eine Eskalation des Konflikts auf benachbarte arabische Länder konnte bislang verhindert werden. Zudem zeigen sich wirtschaftliche Schwächen bei zwei wichtigen Handelspartnern der Schweiz: China und Deutschland. Diese Entwicklungen führen zu einem Mangel an wichtigen Impulsen aus der Aussenwirtschaft. Geopolitische Themen werden auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die globalen Finanzmärkte oft nur von kurzer Dauer sind.

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