Aquila Flash.

Wichtige Notenbanksitzungen der Fed, EZB und SNB

20. Juni 2022

Die Fed hält sich an den vorgegebenen Fahrplan. Die SNB überrascht mit einer Zinserhöhung um 0.5%. Und die EZB sucht die Lösung für ihren gordischen Knoten.

 

Fed-Entscheid vom 15. Juni 2022

Die Fed hat an ihrer Sitzung vom 15. Juni den Leitzins beherzt um 75 Basispunkte erhöht und lässt keinen Zweifel an der Priorität der Preisstabilität. Der Entscheid wurde mit einer Gegenstimme gefällt und nach den letzten, nochmals gestiegenen Inflationszahlen vom Markt auch erwartet. Unmittelbar auf die Bekanntgabe haben die amerikanischen Aktienindizes ihre Tagesgewinne hergegeben. Die Aussage von Jerome Powell, dass es nicht zu einer Serie von derart grossen Schritten kommen wird, hat die Marktteilnehmer wieder beruhigt und zu einer Kurserholung geführt. Für die nächste Sitzung sei eine Erhöhung von 0.5 bis 0.75% dennoch möglich. Aufgrund des Dot-Plots, der Schätzung der Fed-Mitglieder für die Fed Fund Zinsen, soll der Leitzins per Ende Jahr bei 3.4% liegen, also rund 1.7% höher als heute. Die Futures auf den Fed Fund Rates implizieren allerdings einen Anstieg auf 3.6%. Bis dahin stehen vier weitere ordentliche Sitzungen an.

Wirtschaftlich sei der Zinsschritt laut Powell gerechtfertigt. Die amerikanische Wirtschaft befindet sich in einer robusten Verfassung, Arbeitsplätze werden geschaffen und das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nach Gütern treibt die Inflation und muss behoben werden.

Die geldpolitischen Massnahmen der Fed wirken lediglich indirekt gegen die hohe Inflation und müssen über eine wirtschaftliche Abkühlung darauf hinwirken, ohne dabei die Wirtschaft in eine Rezession zu drücken. Die Marktteilnehmer scheinen aufgrund der Reaktion der Aktien- und Obligationenmärkte an ein Gelingen einer sanften Landung zu glauben.

Am bisherigen Fahrplan zur quantitativen Straffung wird festgehalten. Das konsequente Auftreten der Fed darf als vertrauensbildend eingestuft werden.

 

Geschichtlicher Exkurs

Seit der Paul Volcker-Ära hat die Fed die Zinsen, nur einmal, und zwar 1994 einmalig um 75 Basispunkte angehoben, bei einer Inflation von 3%. Im Februar 1989 fand gar eine Straffung der Geldpolitik um einen ganzen Prozentpunkt statt. Damals lag die Inflation bei knapp 5%.

Die heutige Inflation von über 8% bei gleichzeitig robuster Wirtschaft und tiefer Arbeitslosigkeit rechtfertigt das forsche Vorgehen der Fed.

 

Ordentliche und ausserordentliche EZB-Sitzung

Die ordentliche Sitzung der EZB vom 9. Juni muss angesichts der hohen Inflation im Euroraum (+8.1% auf Jahresbasis im April) und des starken Wachstums als enttäuschend bezeichnet werden. Griffige Massnahmen wurden nicht getroffen, sondern auf die kommende Sitzung vertagt. Zwar hält sich die EZB an den publizierten Fahrplan, wird ihrem Mandat der Preisstabilität aber nicht gerecht.

Ja, der Preisanstieg wird aktuell durch zahlreiche, ausserordentliche und kumulative Faktoren getrieben. Und ja, die Eurozone hat stark heterogene Wirtschaftsräume in einer Geldpolitik zusammenzufassen. Dennoch, das Inflationsziel von unter 2% ist bei weitem verfehlt und die EZB gerät bei der Bekämpfung weiter ins Hintertreffen.

Probleme bereiten einmal mehr Griechenland und Italien, wo sowohl die Zinsen als auch Zinsaufschläge Sorgen bereiten. Die Diskussion über die Vereinheitlichung der Staatsschulden und die Gefahr einer neuerlichen Euro-Krise kommen wieder auf.

Durch die zögerliche Haltung der EZB wird eine länger anhaltende höhere Inflation riskiert. Mittelfristig verschärft dieses Verhalten die Gefahr einer festsitzenden Inflation und folglich auch die Risiken für den «Club Med» der Eurozone.

Die ausserordentliche Sitzung des geldpolitischen Rates der EZB hat wenig konkrete Fakten geliefert und vielmehr weiter verunsichert. Es soll ein neues Instrument geschaffen werden, um auslaufende Rettungspakete in einem neuen Instrument aufzufangen, zur Verhinderung der Fragmentierung der Währungszone. Sie ist aber fragmentiert und wird es auch bleiben. Ein Gremium wurde beauftrag, ein neues Konzept zu erarbeiten. Also: alter Wein in neuen Schläuchen.

Vertrauensbildend ist dies sicherlich nicht.

 

Die SNB emanzipiert sich von der EZB

Die SNB scheint ihren Auftrag der Preisstabilität ernst zu nehmen und erhöht den Leitzins um 50 Basispunkte. Wünschenswert wäre allerdings eine Kommunikation, die Vertrauen schafft, ein Fahrplan der klar dargelegt und weitestgehend auch eingehalten wird.

Weil man sich mit der eigenen Geldpolitik seit Jahren hinter den Entscheiden der EZB versteckt hatte, kommt diese Zinserhöhung sowohl bezüglich Zeitpunkt als auch Höhe überraschend. Allerdings ist der CHF 3-Monats Saron seit Mitte Mai bis vor der Sitzung von rund -0.7% auf -0.5% gestiegen und hat einen 25 Basispunkt-Schritt impliziert.

Nach dem überraschenden Entscheid der SNB vom 15. Januar 2015, den «Peg» auf den Franken-Euro-Kurs von 1.20 aufzuheben, muss auch dieser Entscheid als Vertrauen zerstörend eingestuft werden. Aus Sicht der Preisstabilität ist die Zinserhöhung sachlich wie fachlich vertretbar. Die fehlende Vorbereitung eines bereits nervösen Marktes auf diesen Entscheid darf aber kritisiert werden.

 

Die Folgen

  • Das Vertrauen in die Notenbanken der Eurozone und der Schweiz wurde weiter geschmälert.
  • Der Druck auf die EZB, mit einer Zinserhöhung gleichzuziehen, wurde massiv erhöht.
  • Die Zinsen auf Staatsanleihen steigen und so auch die Zinsaufschläge für Kreditrisiken. Das neue von der EZB in Auftrag gegebene Konzept zur Verhinderung der Fragmentierung der Eurozone erhält eine zusätzliche Rechtfertigung.
  • Aktienmärkte global reagieren «verschnupft» auf den unerwarteten Zinsschritt der kleinen Schweiz.
  • Der Franken wertet auf. Weitere Deviseninterventionen der SNB zur Schwächung des Frankens dürfen erwartet werden.
  • Staatsschuldenkrise und Euro-Krise werden wieder aufgegriffen.

 

Die weiteren geldpolitischen Massnahmen

Die Fed wird sich weiter an ihren Fahrplan halten und die Zinsen erhöhen sowie die quantitative Straffung umsetzen. Ob sich die EZB und SNB nun einen klaren Kurs auferlegen und diesen auch mit den Investoren teilen muss sich zeigen.

Zinserhöhungen und auch die quantitative Straffung werden uns bis Ende Jahr erhalten bleiben.

 

Folgen für die Finanzmärkte und Portfolios

Die nächsten Zinsschritte sind inzwischen von den Anleihemärkten eingepreist. Teile der US-Zinskurve sind bereits invertiert und nehmen ein Ende des Zinserhöhungspfads im kommenden Jahr vorweg. Eine Erhöhung der Duration kann schrittweise ins Auge gefasst werden.

Der Rückschlag an den Aktienmärkten ist vor allem eine Bewertungskorrektur aufgrund der höheren Zinsen. Nicht oder nur teilweise eingepreist, ist ein möglicher Rückgang der Unternehmensgewinne im Falle einer Rezession. Entsprechend empfehlen wir die Aktienquote im Moment neutral zu halten. Für tradingorientierte Kunden bietet das aktuelle Umfeld aber immer wieder Möglichkeiten, an kurzfristigen Erholungsrallys zu partizipieren.

 

 

 


Kontakt: Christoph Sieger, Portfolio Manager
Telefon: +41 58 680 60 56


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Sämtliche Informationen werden ohne Mängelgewähr und ohne ausdrückliche oder stillschweigende Zusicherungen oder Gewährleistungen zur Verfügung gestellt. Diese Informationen und Ansichten dienen rein zu Informationszwecken und begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können. Wir übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen und Ansichten. Soweit gesetzlich zulässig schliessen wir jede Haftung für direkte, indirekte oder Folgeschäden aus, einschliesslich entgangenen Gewinns, die aufgrund der publizierten Informationen entstehen.

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Rückblick 2023 – Ausblick 2024

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Im Jahr 2023 rückten zahlreiche geopolitische Risiken in den Vordergrund, ergänzt durch Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Der Konflikt in der Ukraine dauert bald zwei Jahre. Zusätzlich hat sich die Situation im Nahen Osten verschärft, insbesondere zwischen Israel und der Hamas. Eine Eskalation des Konflikts auf benachbarte arabische Länder konnte bislang verhindert werden. Zudem zeigen sich wirtschaftliche Schwächen bei zwei wichtigen Handelspartnern der Schweiz: China und Deutschland. Diese Entwicklungen führen zu einem Mangel an wichtigen Impulsen aus der Aussenwirtschaft. Geopolitische Themen werden auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die globalen Finanzmärkte oft nur von kurzer Dauer sind.

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