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Ukraine-Russland-Konflikt: Verschärfte Sanktionen und mögliche Szenarien

28. Februar 2022

Die kriegerische Offensive Russlands erfährt überraschend heftigen Widerstand seitens der ukrainischen Armee. Diese erhält zudem Waffen aus dem Westen. Eskalation wie auch Deeskalation sind möglich.

 

Vormarsch der russischen Armee

Die verbreiteten Nachrichten können nicht in jedem Fall direkt verifiziert werden und müssen mit einer gewissen Vorsicht verwendet werden.

Die ersten russischen Angriffe am Donnerstag wurden sehr gezielt, effizient und effektiv auf strategische und militärische Einrichtungen durchgeführt und verstossen damit gegen mehrere internationale Vereinbarungen. Seither ist der Vormarsch aufgrund der überraschend heftigen Gegenwehr der ukrainischen Armee begrenzt. In den beiden neu ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk rücken die Russen weiter vor und nehmen das Zentrum von Charkiv, der zweitgrössten Stadt des Landes, ein.

Der Angriff auf Kiew stockt allerdings. Neben strategischen Zielen wurden zunehmend auch zivile Einrichtungen von Raketenangriffen getroffen, was dem kommunizierten Ziel Putins, «die Menschen in der Ukraine zu schützen», widerspricht. Auf beiden Seiten sind Todesopfer zu beklagen, was die Unterstützung in der russischen Bevölkerung schwächt.

Offenbar hat dies Putin dazu veranlasst, tschetschenische Söldner anzuheuern und einzusetzen. Eine dieser Einsatztruppen wurde angeblich durch die ukrainische Armee zerschlagen.

Der Widerstand der ukrainischen Armee benötigt aber auch der Unterstützung durch Waffen. Am Wochenende haben sich zahlreiche westliche Länder für Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen. Dazu gehört auch Deutschland, was als historische Abkehr eines Grundsatzes, keine Waffen an Kriegsparteien zu liefern, gilt. Gleichzeitig streicht Bundeskanzler Olaf Schulz in seiner Rede die Wichtigkeit der ehrlichen Verhandlungsbereitschaft beider Seiten hervor.

 

«Verhandlungsbereitschaft»

Putin hat zwar Bereitschaft zu Verhandlungen bekundet. Wie ernst diese tatsächlich gemeint sind, wird sich in den Verhandlungen beweisen müssen. Als alternativer Durchführungsort zu Minsk wurde Gomel an der russisch/weissrussisch/ukrainischen Grenze als Durchführungsort gewählt. Daraus entsteht eine leise Hoffnung auf Deeskalation.

 

Einschneidende Sanktionen beschlossen – für beide Seiten

Der Westen agiert vereint und geeint wie selten zuvor. Nebst den bereits erwähnten Waffenlieferungen hat sich das westliche Bündnis auf weitere, einschneidende Massnahmen geeinigt. So wird russischen Banken die Kreditbeschaffung im Westen verwehrt, zukunftsorientierte Technologien werden nicht mehr geliefert, Vermögenswerte von Oligarchen und der Notenbank blockiert, die Bewegungsfreiheit der politischen Elite eingeschränkt und schliesslich das Land vom internationalen Zahlungsverkehr SWIFT ausgeschlossen. China stellt sich gegen den Ausschluss aus SWIFT und in diesem einen Entscheid auf die Seite Russlands.

Sanktionen wirken sich immer auf beide Seiten aus. So wird Europa und insbesondere Deutschland mit steigenden Energiekosten rechnen müssen. Dies wird sich auch in der Inflation niederschlagen und den Konsumenten belasten.

Als Reaktion darauf versetzt Putin die Abschreckungskräfte in einen besonderen Kampfmodus. Damit dürfte er wohl die russischen Atomwaffen gemeint haben.

 

Ziele Putins

Die strategische Absicht Putins bleibt weiter unklar. Seine Ziele verfolgt er aber mit allen Konsequenzen. In der aktuellen Auseinandersetzung scheint das primäre Ziel, die Eroberung Kiews, der Sturz der aktuellen Regierung und die Einsetzung einer prorussischen Schattenregierung. Dann könnten die Kriegshandlungen ein vorläufiges Ende finden und die weitere Machtübernahme in der Ukraine auf «politischem» Wege fortgesetzt werden.

Am anderen Ende der Szenarien steht die Eroberung weiterer Gebiete und die Dominanz auf dem eurasischen Kontinent.

 

Auswirkungen auf die Anlageklassen

Die kommenden Tage werden weiterhin von erhöhter Volatilität geprägt sein. Aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten rücken der Sicherheitsaspekt und die Diversifikation bei den Anlagen in den Vordergrund. Durch die zunehmende Isolation Russlands geraten russische Anleihen, Aktien und der Rubel unter massiven Druck.

Für die übrigen Märkte hängt vieles auch von den Notenbanken ab. Der zusätzliche Inflationsschub und dessen konjunkturelle Auswirkung einerseits und die geopolitischen Unsicherheiten anderseits werden kritisch beurteilt und fliessen in die jeweilige Geldpolitik ein. Europa wird von den Auswirkungen der Sanktionen merklich stärker betroffen sein als Amerika oder Asien.

 

Anleihemärkte: Aus den Forward-Zinssätzen abgeleitet erwartet der Markt keine Veränderung der Geldpolitik aufgrund der jüngsten Entwicklungen. Ein erster Zinsschritt der FED wird für März und der EZB für September erwartet. Dies erscheint angesichts der gestiegenen Inflation auch nachvollziehbar. Die Zinsen werden möglicherweise aber weniger rasch anziehen als bisher befürchtet. Anleihen bleiben unter Berücksichtigung der Inflation unattraktiv. Hochzinsanleihen bieten hiergegen einen gewissen Schutz, aber auch mit einem erhöhten Risiko verbunden.

 

Aktien: Bleiben wir beim Ertrag der Anlageklasse, so ist auch die Dividendenrendite nach Abzug der Inflation in den meisten Ländern negativ. Ausnahmen sind die defensiven Aktienmärkte der Schweiz und Japans. Defensive Anlagen sind im aktuellen Umfeld allgemein zu bevorzugen. Zu diesen gehören aktuell Pharma, Nahrungsmittel, Substanzwerte, Energie und generell Rohstoffe (inkl. Goldminen). Kurzfristig sorgt die Verunsicherung für höhere Volatilität in beide Richtungen. Mittelfristig bleibt die Anlageklasse auf relativer Basis attraktiv.

 

Alternative Anlagen: Alternative Anlagen sind ein zweckmässiges Mittel zur Diversifikation eines Portfolios und können aufgrund der Dekorrelation zu herkömmlichen Anlagen schwankungsdämpfend und performancestabilisierend wirken. Im aktuellen Umfeld dürften Edelmetalle, Rohstoffe und Immobilien gefragt bleiben.

 

Mögliche Szenarien

Wie es in den kommenden Wochen weitergeht, ist nach wie vor schwierig zu beurteilen. Wir versuchen dennoch, verschiedene Szenarien aufzuzeigen und zu bewerten:

  • Rückzug der russischen Truppen aus der Ukraine (Eintretenswahrscheinlichkeit: 5%)
  • Absetzung Putins durch den inneren politischen Zirkel und Rückkehr zu einer gemässigteren Politik (5%)
  • Absetzung Putins durch den politischen Aufstand der russischen Bevölkerung und Rückkehr zu einer gemässigteren Politik (5%)
  • Begrenzung der Invasion auf die durch Putin ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk (10%)
  • Eroberung Kiews, Einsatz einer Schattenregierung und «politische» Lösung zur Eroberung der ganzen Ukraine, russische Streitkräfte bleiben im Land (15%)
  • Eroberung der gesamten Ukraine auf kriegerischem Weg (30%)
  • Ausweitung der Gebietsansprüche im Nordwesten und Südosten auf Gebieten der ehemaligen Sowjetunion (30%)

 

 


Kontakt: Christoph Sieger, Portfolio Manager
Telefon: +41 58 680 60 56


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Sämtliche Informationen werden ohne Mängelgewähr und ohne ausdrückliche oder stillschweigende Zusicherungen oder Gewährleistungen zur Verfügung gestellt. Diese Informationen und Ansichten dienen rein zu Informationszwecken und begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können. Wir übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen und Ansichten. Soweit gesetzlich zulässig schliessen wir jede Haftung für direkte, indirekte oder Folgeschäden aus, einschliesslich entgangenen Gewinns, die aufgrund der publizierten Informationen entstehen.

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Rückblick 2023 – Ausblick 2024

platzhalter

Im Jahr 2023 rückten zahlreiche geopolitische Risiken in den Vordergrund, ergänzt durch Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Der Konflikt in der Ukraine dauert bald zwei Jahre. Zusätzlich hat sich die Situation im Nahen Osten verschärft, insbesondere zwischen Israel und der Hamas. Eine Eskalation des Konflikts auf benachbarte arabische Länder konnte bislang verhindert werden. Zudem zeigen sich wirtschaftliche Schwächen bei zwei wichtigen Handelspartnern der Schweiz: China und Deutschland. Diese Entwicklungen führen zu einem Mangel an wichtigen Impulsen aus der Aussenwirtschaft. Geopolitische Themen werden auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die globalen Finanzmärkte oft nur von kurzer Dauer sind.

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