Aquila Flash.

März 2019

14. März 2019

Zentralbanken reagieren auf Wirtschaftsabschwächung und stützen Aktienmärkte.

 

Die Wirtschaftsabschwächung hat sich weiter akzentuiert. Insbesondere der Verarbeitende Sektor zeigt sich von der schwachen Seite, während sich der Dienstleistungssektor noch recht gut halten kann. Die FED und die EZB, aber auch andere Zentralbanken reagierten proaktiv und kündigten eine weniger restriktive oder sogar eine deutlicher expansive Geldpolitik an. Diese Kehrtwende könnte der Hauptgrund für die Fortsetzung der aussergewöhnlich kräftigen Aktienrally sein. Wir raten dennoch zur Vorsicht, da viele Märkte technisch überkauft sind. Die Brexit-Unsicherheiten dürften noch eine Weile anhalten.

 

Kein Ende der Brexit-Unsicherheiten in Sicht

2 Jahre intensive Verhandlungen haben bis jetzt nicht zu einem ordentlichen Brexit geführt. Das Parlament hat das leicht modifizierte Austrittsabkommen erneut abgelehnt. Am 13. wird das britische Parlament darüber abstimmen, ob der Austritt aus der EU ohne Vertrag erfolgen soll. Sollte dies abgelehnt werden (was sehr wahrscheinlich ist), wird am 14. darüber abgestimmt, ob eine Fristverlängerung beantragt werden soll. Wir erwarten, dass das Parlament für eine Fristverlängerung stimmen wird und die EU einen Aufschub von 1-6 Monaten gewährt. Somit ist leider weiterhin kein Ende der Brexit-Unsicherheit in Sicht. Wir rechnen immer noch damit, dass ein vertragsloser, harter Brexit vermieden wird oder eine erneute Abstimmung über den Verbleib in der EU stattfinden wird.

 

Autosektor schwächelt

Die weltweiten Autoabsätze brachen im Januar gegenüber dem Höchststand August 2018 um rund 12% ein, wenn man eine Saisonbereinigung vornimmt. Ein kleiner Teil könnte durch die Einführung neuer Emissionsstandards erklärt werden. Ein vermutlich ebenfalls kleiner Teil durch die schlechteren Konjunkturaussichten und eine hieraus resultierende Kaufzurückhaltung. Wir halten es für möglich, dass viele Konsumenten ihre Käufe verschieben, bis mehr Klarheit herrscht, welchen Platz Hybride und rein elektrische Fahrzeuge in der Autohierachie hinsichtlich der Dimensionen „Kosten“, „steuerliche Behandlung“, „Fahrverbote“, „Zuverlässigkeit“, „Reichweite“, „Prestige“, „Verfügbarkeit von Lade-/ Tankstationen“ usw. einnehmen werden. Warum nicht die alte Kiste mit dem Verbrennungsmotor noch 1-3 Jahre weiter fahren und in der Zwischenzeit beobachten, wie sich die Elektroautos so schlagen? Träfe die letzte Erklärung zu, stünde zu befürchten, dass der klassische Autosektor in den nächsten Quartalen weiterhin mit Absatzproblemen kämpfen muss.

 

Wirtschaft in der EU doppelt gespalten

Neben der Kluft zwischen Süd und Nord hat sich eine neue Kluft zwischen dem schwächelnden verarbeitenden Sektor (nicht zuletzt auch der Autoindustrie) und dem nach wie vor robust laufenden Dienstleistungssektor aufgetan. Der Dienstleistungssektor ist weniger vom Welthandel abhängig, als die verarbeitende Industrie. Der Dienstleistungssektor kann von der besseren Konsumentenstimmung profitieren, insbesondere in Frankreich und Deutschland. Getrieben wird die, gegeben die sonst eher düstere Lage, durch die hohen Lohnzuwächse: Im Schlussquartal 2018 stiegen die Tariflöhne in der Eurozone um rund 2.2% und damit so stark, wie zuletzt 2012. Wir behalten unsere Prognose bei, dass das Euroland zwischen 1.0%-1.5% wachsen wird. Die Kerninflationsrate dürfte, getrieben durch die Arbeitsmärkte leicht ansteigen. Die EZB hat ihre Wachstumsprognose von 1.7% auf nur noch 1.1% gesenkt.

 

Kehrtwende der FED hat höhere Risikofreude der Investoren ausgelöst

Die Ankündigung der FED, eine deutlich weniger restriktive Geldpolitik zu verfolgen, „falls die Daten dies nahelegen sollten“, hat zu einem starken Anstieg der Risikofreude der Investoren und der Aktienmärkte geführt. Die US-Konjunktur zeigt ebenfalls Ermüdungserscheinungen. Aufgrund der guten Ausgangslage ist der Weg bis zur Rezession jedoch im Gegensatz zu Europa noch weit.

 

EZB wird ebenfalls expansiv und unterstützt Märkte

Ebenfalls unterstützend für die Finanzmärkte wirkten die expansiven Massnahmen der EZB. Gleichzeitig mit der Reduktion der Wachstumsprognosen für das Euroland von 1.7% auf 1.1% wurde die erste Zinserhöhung verbal in das nächste Jahrzehnt verschoben. Herr Draghi versprach den Banken neue, zinsbegünstigte Kredite zu gewähren, um deren Kreditvergabe an die Realwirtschaft anzukurbeln. Wir sind skeptisch, dass diese Massnahme der Realwirtschaft wirklich hilft, da das Problem eher in der tiefen Kreditnachfrage als im mangelhaften Kreditangebot liegen dürfte. Aufgrund der hohen Planungsunsicherheit, die durch die US-Handelspolitik und den anstehenden Brexit ausgelöst wurde, halten sich die Unternehmungen mit Investitionen auch dann zurück, wenn diese -durch die EZB subventioniert- günstig finanziert werden könnten. Die Hauptwirkung dürfte sich deshalb auf die Unterstützung der Finanzmärkte und der Banken beschränken. Die erheblichen Zinsrückgänge an den Staatsanleihenmärkten und die Verlängerung der im Januar begonnenen Erholungsrally sprechen eine deutliche Sprache.

 

Aussergewöhnlich starke Kursentwicklung im Januar und Februar dank Geburtstagsgeschenk der FED

Insbesondere in den USA konnten Aktien in den ersten beiden Monaten des Jahres eine ungewöhnlich starke Performance erzielen. Die Aktienrally fand vor dem Hintergrund einer Konjunkturabschwächung statt. Die Investoren haben wohl verstanden, dass die FED nicht wollte, dass US-Aktien weiter an Terrain verlieren und deshalb recht deutlich kommunizierte, dass die weitere Geldpolitik der Fed „Data dependent, im Klartext, S&P500, Russell 3000 & NASDAQ-dependent“, sein wird. Die FED hat sich seit geraumer Zeit ein neues Mandat gegeben: Sorge dafür, dass US-Aktien nicht abstürzen. Der Bullenmarkt in den USA „feierte Anfang März 2019 den 10-jährigen Geburtstag. Vielen Dank für das Geburtstagsgeschenk, liebe FED!

Der Versuch, kleinere Krisen und Korrekturen zu verhindern, könnte vorerst gelingen. Der Preis für dieses Verhalten dürfte darin bestehen, dass das Risiko einer grossen Krise und Aktienmarktkorrektur in weiterer Zukunft weiter steigt. Es wird ebenfalls wahrscheinlicher, dass die FED beim nächsten grösseren Crash zur Aktionärin wird, und ihre Bilanzausweitung durch den Kauf von Aktien-ETF tätigen wird (müssen).

Die Nachhaltigkeit des gegenwärtigen kräftigen Börsenaufschwungs könnte durch die geschrumpften Gewinnerwartungen und eine weitere Abschwächung der Realwirtschaft gefährdet werden. Käme es tatsächlich zu einer weitgehenden Einigung im Handelsstreit zwischen China und den USA könnten die Aktien vermutlich nochmals zulegen. Das sehr grosse Handelsbilanzdefizit der USA dürfte jedoch dann zu einer aggressiveren Handelspolitik der Administration Trump gegenüber den Europäern führen. In diesem Falle wären Strafzölle auf europäische Automobilexporte denkbar. Damit kämen für die europäischen Automobilhersteller zu den eingangs erwähnten strukturellen Problemen (Umstieg vom Verbrennungsmotor zu E-Autos führt zu Kaufzurückhaltung der Konsumenten) noch Wettbewerbsnachteile aufgrund von Zöllen hinzu.

 

Gestiegener Risikoappetit belastet Yen und Schweizerfranken

Sichere Häfen waren auch in der Währungswelt weniger gefragt. Deshalb konnten die meisten Währungen gegenüber dem Yen und dem Schweizerfranken leicht zulegen. Der Euro kam unter Druck. Grund hierfür dürfte eine weitere geldpolitische Lockerung der EZB sein. Vorerst dürfte sich die EZB damit begnügen, dem europäischen Bankensystem weitere Notkredite in Aussicht zu stellen und die erste Zinserhöhung immer weiter in die Zukunft zu verschieben. Die Wiederaufnahme der Bilanzausweitung dürfte nur dann ein Thema werden, wenn sich die Konjunkturindikatoren nochmals stark verschlechtern sollten, wovon wir derzeit noch nicht ausgehen.

Nach den hohen Kursgewinnen seit Anfang Jahr raten wir zur Vorsicht. Verschiedene Märkte sind bereits technisch überkauft.

 


Kontakt: Thomas Härter, CIO, Investment Office
Telefon: +41 58 680 60 44


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Diese Informationen und Ansichten begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können.

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Rückblick 2023 – Ausblick 2024

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Im Jahr 2023 rückten zahlreiche geopolitische Risiken in den Vordergrund, ergänzt durch Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Der Konflikt in der Ukraine dauert bald zwei Jahre. Zusätzlich hat sich die Situation im Nahen Osten verschärft, insbesondere zwischen Israel und der Hamas. Eine Eskalation des Konflikts auf benachbarte arabische Länder konnte bislang verhindert werden. Zudem zeigen sich wirtschaftliche Schwächen bei zwei wichtigen Handelspartnern der Schweiz: China und Deutschland. Diese Entwicklungen führen zu einem Mangel an wichtigen Impulsen aus der Aussenwirtschaft. Geopolitische Themen werden auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die globalen Finanzmärkte oft nur von kurzer Dauer sind.

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