Aquila Flash.

Juni 2020

12. Juni 2020

Risiken im 2. Halbjahr nicht unterschätzen!


Hohe Überschussliquidität aufgrund Zentralbankbilanzausweitungen und gestiegenen Sparquoten katapultiert Aktienmärkte weltweit nach oben. Trotzdem Risiken im 2. Halbjahr nicht unterschätzen!

 

Öffnungsversuche nach den Lock-Downs

Mit Ausnahme Südamerikas gewinnen die Öffnungsversuche weltweit an Dynamik.

 

Arbeitsmarktdaten in den USA weniger katastrophal als befürchtet

Zusammen mit der Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Tätigkeiten zeigt sich weltweit eine Verbesserung der Arbeitsmärkte, selbst auf dem besonders hart betroffenen US-Arbeitsmarkt. Während der Konsensus einen Anstieg der US-Arbeitslosenquote von 14.7% auf 19% erwartete, sank diese auf 13.3%. Die Stellen im nicht landwirtschaftlichen Bereich sanken nicht wie erwartet um 7.5 Millionen stellen. Stattdessen wurden 2.5 Millionen Stellen neu geschaffen. Vermutlich handelt es bei diesen Daten um die grösste positive Überraschung seit Jahren.

 

Trotz Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt weitere Stimuli in Planung

Präsident Trump plant bereits das nächste Rettungspaket. Er möchte unter anderem die Lohnsteuer nochmals senken.

 

Europa schliesst «Stimuluslücke» gegenüber USA

Hinsichtlich der Schnelligkeit und Aggressivität der Stimuli holt Europa auf. Die europäische Zentralbank wird im Rahmen ihres Pandemic Purchase Program (PEPP) zusätzlich um 600 Milliarden EUR ausweiten. Die EZB verspricht somit, insgesamt 1350 Anleihen im Gesamtwert von 1350 Milliarden EUR aufzukaufen. Zudem wurde beschlossen, das Programm, statt bis Jahresende nun mindestens bis Mitte 2021 laufen zu lassen. In allen EU-Ländern gibt es länderspezifische Stimuli-Massnahmen. So hat beispielsweise Deutschland letzte Woche zusätzliche Stimuli von 130 Milliarden Euro beschlossen.

 

Börsenhausse und Meltup

Seit den Coronavirus-bedingten Tiefstständen Mitte März haben fast alle Börsenplätze massiv zugelegt und teilweise sogar neue Rekordhöchststände (an prominenter Stelle: Nasdaq) erreichen können. Der Hauptgrund für die, gegeben die schlechten Nachrichten aus der Realwirtschaft, phänomenalen Kursgewinne dürfte in den schnellen, massiven und gleichzeitigen expansiven Gegenmassnahmen der Fiskal- und Geldpolitik liegen. Es sei daran erinnert, dass die Pandemie noch nicht ausgestanden ist, dass die Weltbank mit einer Schrumpfungsschätzung von 5.2% die schlimmste globale Rezession seit 80 Jahren prognostiziert (Prognose für USA: -7.4%, Euroland: -10.1%). Während die Coronavirus-Fälle in den ehemaligen «hotspots» (wie bspw. USA, insbesondere New York, Schweiz, Italien, Spanien) stark rückläufig sind, breitet sich das Virus in anderen Regionen der Welt, insbesondere in den Schwellenländern in Südamerika (und im Inneren der USA) weiter schnell aus.

 

Überschussliquidität treibt Aktienmärkte

Die Zentralbanken wollen einen positiven Vermögenseffekt erzielen, indem sie die Renditen für risikoarme Investitionen massiv nach unten manipulieren.

Die Bilanz der EZB nähert sich 70% des Bruttoinlandproduktes der Eurozone an. Weite Teile der Eurozone (und der Welt) sind insolvent. Sie werden durch eine konstante Monetarisierung durch die Zentralbanken künstlich am Leben erhalten. Die Geldmengenaggregate steigen bei gestiegenen Sparquoten stark an, was eine hohe Überschussliquidität generiert. Diese fliesst in die Aktienmärkte. Vermutlich kann dieses Ponzispiel noch lange gespielt werden. Das deutsche Bundesverfassungsgericht ist zahnlos.

 

Der «Amerikanisch-Europäische Wirtschaftskrieg» wird an vielen Fronten ausgefochten

Die Trump-Administration versucht die Einführung von Digitalsteuern zu verhindern. Österreich, Brasilien, die Tschechische Republik, die EU, Indien, Indonesien, Italien, Spanien, die Türkei und Grossbritannien möchten solche Steuern einführen. Digitale Unternehmen, wie Apple, Google, Amazon können ihre Produkte grenzüberschreitend anbieten und Gewinne erzielen, ohne im betreffenden Land «klassische Betriebsstätten zu betreiben». Das derzeitige Steuerrecht hat Schwierigkeiten, solche Unternehmungen so zu erfassen, dass die Steuergerechtigkeit im Vergleich zu «traditionelleren Konkurrenten» gewährleistet bleibt. Viele Onlineanbieter, vor allen Dingen aus den USA, sind aus steuerlicher Sicht nur in «Steuerparadiesen» anwesend, nicht jedoch in Ländern, in denen die Gewinne erwirtschaftet werden. So gelang es vielen, insbesondere amerikanischen Firmen, durch aggressive Steuerplanung, die Effektivbesteuerung in Europa zu marginalisieren. Da die Besteuerung das Hoheitsrecht der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten ist, dürfte eine gemeinsame Linie gegenüber den USA schwierig aufrechtzuerhalten sein. Präsident Trump möchte mit allen Mitteln «seine» US-Firmen gegenüber «Digitalsteuern des Restes der Welt» schützen.

Zu den Schutzmassnahmen der US-Regierung könnten auch Massnahmen gegen europäische Autobauer gehören, obwohl die Autobauer für die «Nichterfassungseffizienz der Steuersysteme» nichts können. Die Administration Trump dürfte im Wahlkampf die Digitalsteuern als «Angriff gegen Amerika» und die Drohungen gegen nicht-amerikanische Autobauer als «gerechte Verteidigung» darstellen.

 

Politische und geopolitische Unruhen

Die Proteste und Plünderungen in den USA, Rassenunruhen, die zunehmend aggressivere «Übernahme» von Hong-Kong durch China sowie die Annexionspläne Israels verdeutlichen, dass die geopolitischen Risiken erhöht sind. Werden tatsächlich Teile des seit 1967 besetzten Westjordanlandes annektiert, sind Unruhen vorprogrammiert.

Die Administration Trump kündigte restriktivere Massnahmen gegen chinesische Studenten, die in den USA studieren wollen, an.

 

Die Unruhen in den USA spalten auch die Republikaner

Colin Powell, der ehemalige US-Aussenminister (2001-2005) und Ex-General, wirft Trump «Lügen» vor und ist strikt gegen den Einsatz des US-Militärs gegen die eigene Bevölkerung. Damit ist Powell ein weiterer ranghoher (Ex-)Militär, der sich gegen Trump stellt: mehrere ehemalige Verteidigungsminister (James Mattis, Leon Panetta, Chuck-Hagel, Aston Carter) haben den Versuch von Präsident Trump, das US-Militär wegen andauernder Proteste in den USA einzusetzen, scharf kritisiert. «Die Angehörigen des US-Militärs stünden immer bereit die Verteidigung der Nation zu übernehmen. Sie dürften jedoch niemals dazu missbraucht werden, die Rechte derer zu verletzen, die sie zu schützen geschworen haben», heisst es in einem Beitrag der Washington Post. Ferner würde ein solcher Einsatz inmitten der politisch aufgeladenen Proteste die unpolitische Natur des Militärs untergraben. Diese sei essenziell für die Demokratie und das Fortbestehen des Vertrauens der Amerikaner in das Militär. Es drohe letztendlich eine Schwächung der Sicherheit Amerikas.

Der Republikaner Colin Powell empfahl, Joe Biden und nicht Donald Trump zu wählen. Kritik gab es auch an der Berichterstattung von Fox News. Der Sender zeigte anhand einer Grafik, dass der US-Aktienmarkt in der Regel dann, wenn Afroamerikaner ermordet wurden, eine kräftige Rally resultierte.

Vermutlich waren die USA seit 1861/65 noch nie so nah an einem Bürgerkrieg wie «jetzt».

 

Die Risiken im 2. Halbjahr

Der Chance, dass sich der Melt-Up im 2. Halbjahr aufgrund ultraexpansiver Geld- und Fiskalpolitik fortsetzt, stehen folgende Risiken entgegen: Einsatz des Wahlkampfinstruments «Handelskrieg mit China» durch Donald Trump. Gefahr einer zweiten Pandemiewelle, weitere Schäden am Erfolgsmodell «Globalisierung» mit Störungen in den weltweiten Lieferketten. Auch die US-Präsidentenwahl stellt ein Risiko dar. Joe Biden möchte Staatssteuern erhöhen, welche zu einem Gewinnrückgang der US-Unternehmungen führen könnten. Präsident Trump liegt gemäss einer Umfrage des Walls Street Journals zusammen mit NBC mit 42% deutlich hinter Biden (49%). Der Hauptgrund hierfür dürfte darin liegen, dass man ihm mehr zutraut, dass Land zu einigen und die derzeitigen (Rassen-)Unruhen zu beenden. Nach wie vor ist das Vertrauen in Trump, die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen, grösser, als in den Herausforderer Biden.

 

 


Kontakt: Thomas Härter, CIO, Investment Office
Telefon: +41 58 680 60 44


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Diese Informationen und Ansichten begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können.

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Rückblick 2023 – Ausblick 2024

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Im Jahr 2023 rückten zahlreiche geopolitische Risiken in den Vordergrund, ergänzt durch Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Der Konflikt in der Ukraine dauert bald zwei Jahre. Zusätzlich hat sich die Situation im Nahen Osten verschärft, insbesondere zwischen Israel und der Hamas. Eine Eskalation des Konflikts auf benachbarte arabische Länder konnte bislang verhindert werden. Zudem zeigen sich wirtschaftliche Schwächen bei zwei wichtigen Handelspartnern der Schweiz: China und Deutschland. Diese Entwicklungen führen zu einem Mangel an wichtigen Impulsen aus der Aussenwirtschaft. Geopolitische Themen werden auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die globalen Finanzmärkte oft nur von kurzer Dauer sind.

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