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Geld- und Fiskalpolitik werden in 2022 vom Rücken- zum Gegenwind für die Finanzmärkte

27. Januar 2022

Der verbalen Reduktion der geldpolitischen Stimuli durch die FED dürften vermutlich eher halbherzige Aktionen folgen, die von den Finanzmärkten gestoppt werden dürften. Bis zu den «Midterm-Elections» in den USA dürften die Finanzmärkte volatil bleiben.

 

FED beginnt 2022 mit «verbalem Tightening»

Die FED hat ihre Rhetorik im Dezember und Januar nochmals deutlich verschärft. Insbesondere die Kommunikation, es dürfte angebracht sein, nicht nur zu «tapern», sondern sogar die Bilanz zu verkürzen, und zwar vermutlich bald nach der ersten Zinserhöhung, erschreckte die Finanzmärkte. Im März könnte bereits eine erste Zinserhöhung erfolgen. Es kam zu einem deutlichen Anstieg der Zinsen über das gesamte Laufzeitenspektrum, der US-Dollar wertete sich auf und die Aktienmärkte, insbesondere der Nasdaq legten den Rückwärtsgang ein. US-Staatsanleihen kamen so stark unter Abgabedruck wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der 10-jährige Referenzzins stieg von 1.37% kurz vor Weihnachten auf über 1.8%.

 

Wie ernsthaft wird die FED die Inflation tatsächlich bekämpfen?

Wird die FED wirklich das tun, was sie angekündigt hat? Diese Frage dürfte die alles entscheidende Frage für das Anlagejahr 2022 sein. Wir versuchen eine Analyse.

 

Chinesische Zentralbank PBOC wird expansiver

Im Gegenteil zur FED haben die chinesischen Behörden begonnen, eine expansivere Geldpolitik zu implementieren, um die Auswirkungen des Evergrande-Defaults abzumildern und die grösste Assetklasse der Welt (chinesische Immobilien) zu stabilisieren. Die «Nulltoleranzstrategie» der chinesischen Behörden gegenüber Covid, die bereits zu neuen Lockdowns von Millionenstädten führte, erhöht die Risiken für die chinesische Wirtschaft, den chinesischen Immobilienmarkt und erhöht dadurch die Notwendigkeit einer noch expansiveren Geldpolitik.

 

EZB bleibt deutlich expansiver als die FED

Im Gegensatz zur FED hat die Europäische Zentralbank EZB im neuen Jahr bis jetzt verbal keine zusätzlichen Massnahmen zur Inflationsbekämpfung in Aussicht gestellt. Zinserhöhungen, insbesondere eine mögliche Bilanzverkürzung, wurden bis jetzt nicht ernsthaft in Aussicht gestellt.

 

Spielraum der FED wird durch EZB und PBOC limitiert

Behält die EZB ihre Politik einer Stimuli-Reduktion in Schneckentempo und die PBOC ihre leicht expansivere Politik bei, wird der Spielraum der FED durch einen Anstieg des US-Dollars limitiert werden.

 

Demokraten unter erheblichem Druck

Die sogenannten «Midterm-Elections» stehen in rund zehn Monaten an. Die Umfragewerte für Präsident Biden sind sehr schlecht. Viele Kernwähler der Demokaten sind eher an tiefen Inflationsraten, an tieferen Konsumentenpreisen, insbesondere an tieferen Lebensmittel- und Energiepreisen, als an hohen Aktienkursen, interessiert.

Somit hat sich bis zu den Midterm-Elections der Auftrag der Biden-Administration an die FED geändert und ist jetzt diametral dem Auftrag der Trump-Administration entgegengesetzt. Während Trump eine Inflationierung der Assetpreise, insbesondere der Aktien, explizit von der FED wünschte, fordert die neue Administration vor dem Hintergrund des hohen Risikos die Mehrheit im Kongress und im Senat zu verlieren, von der FED nun eine ernsthafte Inflationsbekämpfung zu starten.

 

US-Geldpolitik unter starkem Einfluss der Demokraten

Bis zu den Midterm-Elections wird der politische Druck der Demokraten auf die FED, den Kampf gegen die Inflation aufzunehmen oder doch zumindest zu suggerieren, man habe den Kampf ernsthaft aufgenommen, hoch sein.

 

Restriktionen der FED

Wie kann eine Zentralbank ihre Politik von einer jahrelangen ultrainflationären, superlockeren Geldpolitik auf eine restriktive Geldpolitik umstellen? Dies zu einem Zeitpunkt rekordhoher Anleihen-, Aktien- und Immobilienpreise und rekordhohem Leverage vieler Anleger?

Nun, dies ist nicht möglich und die Demokraten wie auch die FED verstehen dies. Deshalb wird «die Suppe nicht ganz so heiss ausgelöffelt werden, wie sie gekocht wurde».

Somit wird die tatsächliche Implementation der restriktiveren Geldpolitik graduell, langsamer und weniger aggressiv erfolgen als verbal angekündigt.

Die Geschwindigkeit und das Ausmass der geldpolitischen Normalisierung werden durch folgende Einflussfaktoren limitiert werden:

  1. Eine Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Yuan und dem Euro darf nicht zu schnell erfolgen (Limitierung durch Geldpolitik der FED und der PBOC).
  2. Stabilität der Finanzmärkte: Zu schnelle und zu hohe Rücksetzer an den Aktien- und Anleihenmärkten werden die FED «zur Einsicht bringen». Der FED-Put existiert weiterhin. Der Strike, das heisst der Kurseinbruch, ab dem die FED «einknickt», ist jedoch unbekannt.
  3. Konjunkturelle Lage: Eine schnelle Verschlechterung der Konjunktur und/oder eine Verschlechterung des Arbeitsmarktes würde die FED ebenfalls zum Einlenken bringen.

 

Anlagekonsequenzen: stärkerer US-Dollar und volatile Aktienmärkte

Aktienmärkte, insbesondere US-Technologietitel, welche besonders stark unter dem Anstieg der Zinsen leiden, sehen schwierigen Zeiten entgegen. Profitieren könnten Substanztitel, welche weniger stark unter Zinserhöhungen leiden. Bei der Aktienselektion ist ein besonderes Augenmerk auf eine hohe Qualität und sehr gute Schuldenkennzahlen zu legen. Der US-Dollar dürfte sich aufwerten. Anlagechancen in China und Europa, wo die Zentralbanken weniger restriktiv sein werden, sollten evaluiert werden.

 

Nach den Midterm-Elections…

… dürften der FED weniger politische Zügel angelegt werden, so dass sie wieder das tun darf, was sie am besten kann: «Geld aus dem Nichts» zu generieren. Eigentlich müsste das Wort «spätestens» hinzugefügt werden, da es denkbar ist, dass die Finanzmärkte oder die Konjunkturlage zu einer schnelleren Umkehr zwingen. Es bedarf jedoch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zuerst eines Unfalls, bevor die FED wirklich wieder auf eine «ultraexpansive Geldpolitik» umschwenkt.

 

 


Kontakt: Thomas Härter, CIO, Investment Office
Telefon: +41 58 680 60 44


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Sämtliche Informationen werden ohne Mängelgewähr und ohne ausdrückliche oder stillschweigende Zusicherungen oder Gewährleistungen zur Verfügung gestellt. Diese Informationen und Ansichten dienen rein zu Informationszwecken und begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können. Wir übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen und Ansichten. Soweit gesetzlich zulässig schliessen wir jede Haftung für direkte, indirekte oder Folgeschäden aus, einschliesslich entgangenen Gewinns, die aufgrund der publizierten Informationen entstehen.

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Rückblick 2023 – Ausblick 2024

platzhalter

Im Jahr 2023 rückten zahlreiche geopolitische Risiken in den Vordergrund, ergänzt durch Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Der Konflikt in der Ukraine dauert bald zwei Jahre. Zusätzlich hat sich die Situation im Nahen Osten verschärft, insbesondere zwischen Israel und der Hamas. Eine Eskalation des Konflikts auf benachbarte arabische Länder konnte bislang verhindert werden. Zudem zeigen sich wirtschaftliche Schwächen bei zwei wichtigen Handelspartnern der Schweiz: China und Deutschland. Diese Entwicklungen führen zu einem Mangel an wichtigen Impulsen aus der Aussenwirtschaft. Geopolitische Themen werden auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die globalen Finanzmärkte oft nur von kurzer Dauer sind.

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