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2. Update November 2020

26. November 2020

Gute Aussichten, dass Pandemie im Verlaufe von 2021 beendet werden kann: Ein kurzer Blick auf die Impfmathematik

 

Wesentliche Fortschritte an der Impffront erhöhen die Chancen, dass die Pandemie im Verlauf des Jahres 2021 in den meisten Ländern beendet werden kann. Aufgrund stark ansteigender Fallzahlen ist ein kurzfristiger Rückfall in eine Rezession in Ländern der Nordhalbkugel jedoch nicht mehr vermeidbar. Da sich der Beginn der Wiederaufnahme des «Normalbetriebes» der am meisten geschädigten Branchen abzeichnet, können die Finanzmärkte durch das Rezessionsloch hindurchsehen. Vermutlich gelingt es deshalb, die Insolvenzwelle, z.B. im Tourismussektor, stark abzuflachen. Eine Rotation in Substanztitel und «Pandemieopfer» könnte sich fortsetzen.

 

Drei Durchbrüche an der Impffront

In der Vergangenheit waren Zeitspannen von 15 bis 20 Jahre von der Virusanalyse bis zur Zulassung eines Impfstoffes üblich. Derzeit laufen weltweit 224 Impfstoffprojekte gegen Covid-19. Bei zwei Impfstoffen sind bereits Erfolge zu vermelden: Der Schutz des Corona-Impfstoffes «BNT162b2» des deutschen Herstellers Biontech und des US-Partners Pfizer liegt nach jüngsten Meldungen bei bis zu 95%. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Notfallzulassung von der US-Zulassungsbehörde FDA und anderen Zulassungsbehörden weltweit in den nächsten Wochen erteilt werden wird, ist hoch. Bisher zeigten sich gemäss Angaben beider Firmen «praktisch keine ernsten Nebenwirkungen». 3.8% der freiwilligen Versuchsteilnehmer hätten über Müdigkeit und 2.0% über Kopfschmerzen berichtet. Die Stichprobengrösse beträgt weltweit 43’000, wobei 50% davon den Impfstoff bekamen, während die andere Hälfte ein Placebo erhielt. Auch Moderna, ein US-Biotechunternehmen, verspricht einen 95%igen Schutz (Stichprobengrösse: 30’000 Freiwillige). Der Impfstoffhersteller AstraZeneca verkündete eine Wirksamkeit von 90%.

 

Finanzmärkte feierten die Aussicht, dass die Pandemie im Jahr 2021 beendet werden kann

Die Finanzmärkte feierten die guten Aussichten, dass die Pandemie im Verlaufe des Jahres beendet werden kann, mit deutlichen Aktienkursgewinnen und steigenden Zinsen. Letzteres ist ein Resultat, dass die Märkte mit kleineren Rettungspaketen und dadurch weniger dramatisch ansteigenden Staatsschulden rechnen. Zudem wurde die Aussicht auf eine nachhaltige, kräftigere Konjunkturerholung eingepreist.

 

Rotation in Covid-19 Verlierer klarstes Signal

Das klarste Signal, dass die Finanzmärkte Vertrauen in die Impfstoffe haben und mit einem absehbaren Ende der Pandemie rechnen, war jedoch die starke Outperformance von Sektoren und Aktien, die zu den Covid-19 Verlierern gehörten. So konnten Erdöltitel, Reiseunternehmen und Fluggesellschaften deutlich zulegen. Generell fand eine Rotation in Substanztitel (Value) zu Lasten von Wachstumstiteln (Growth) statt. Seit einiger Zeit verzeichneten Technologietitel des NASDAQ eine deutliche Unterperformance. Ebenso fand eine Rotation in «Small Caps» zu Lasten der «Large Caps» statt.

 

Die kurze Frist sieht konjunkturell schlecht aus…

Am wahrscheinlichsten ist nach heutiger Datenlage, dass die Länder auf der Nordhalbkugel aufgrund der zweiten Infektionswelle und der hierdurch ausgelösten Lockdown-Massnahmen im vierten Quartal erneut in eine Rezession rutschen. So zum Beispiel die EU-Volkswirtschaften. Nach dem starken Wachstum des Bruttoinlandprodukts um fast 13% im dritten Quartal scheint eine Schrumpfung um 2-3% im letzten Quartal 2020 plausibel. Ökonomen rechneten vor einem Monat noch mit einem Quartalswachstum von rund 2%. Auch die USA werden sich baldigen Lockdowns kaum verschliessen können.

 

… aber das Licht am Ende des Tunnels ist – das impliziert die Seuchenmathematik – klar erkennbar

Es ist wahrscheinlich, dass die ersten Impfungen bereits in wenigen Wochen beginnen werden. Mit einer grossflächigen Impfung ist bis Mitte 2021 oder viertes Quartal 2021 zu rechnen. Bei den derzeitigen Ansteckungsraten müssten aufgrund des sehr hohen Impfschutzes von 95% (falls sich diese Zahl bestätigen sollte) «nur» rund 65% der Bevölkerung geimpft werden, damit die Pandemiegefahr gebannt ist und die Lockdown-Massnahmen beendet werden können. Wie berechnet sich diese Zahl? Nimmt man an, dass jeder Covid-19 infizierte ohne Lockdown-Massnahmen im Durchschnitt drei Personen infiziert, so würde er nur noch eine Person im Durchschnitt anstecken, wenn 2/3 immun sind. Geht man davon aus, dass bereits 5% der Bevölkerung immun sind (da sie die Krankheit bereits hatten) und die Wahrscheinlichkeit, die Krankheit trotz Impfung zu bekommen, bei 5% liegt, dann kann die gesuchte Zahl x (wieviel % müssen sich impfen lassen) wie folgt berechnet werden: x-mal 0.95 + 0.05 muss etwas grösser als «Zweidrittel» sein (Ergebnis: 0.65). Anders ausgedrückt: wenn 35% der Bevölkerung «Impfverweigerer» wären, wäre die Pandemiegefahr trotzdem gebannt, nachdem sich 65% der Bevölkerung einer erfolgreichen Impfung unterzogen haben. Vermutlich muss somit kein Impfzwang eingeführt werden. Somit ist die Euphorie der Märkte – falls sich die Wirksamkeit der Impfstoffe bestätigen sollte – durchaus angebracht.

 

Bankrottwelle von Covid-19 Opfern kann stark abgeflacht werden

Somit könnten die Restaurants, Hotels, Reiseanbieter, Fluggesellschaften und Ölförderer spätestens im Herbst 2021 wieder den Normalbetrieb anstreben. In Erwartung dieses Szenarios dürften genügend Fremdkapitalgeber Überbrückungskredite vergeben, so dass die Insolvenz vieler Unternehmungen doch noch verhindert werden kann.

Somit können Investoren, die dieses Szenario für plausibel halten, beginnen, gezielt Positionen in diesen Sektoren aufzubauen. Bei der Titelselektion sollte jedoch darauf geachtet werden, dass man nicht in das obere Drittel der existenzgefährdetsten, kreditunwürdigsten Firmen investiert. Selbstverständlich ist das Erholungspotential in diesen Firmen am grössten. Das Chancen-Risiko Verhältnis ist jedoch eher ungünstig, da eine «Flurbereinigung» und somit der Marktaustritt der Schwächeren wahrscheinlich ist. Investoren sollte auf Unternehmen setzen, welche aller Voraussicht nach überleben werden.

 

Mutationsrisiken

Bereits jetzt gibt es mehr als 12’000 Mutationen von Covid-19. Somit ist das Risiko, dass die entwickelten Impfstoffe gegen zukünftige Mutationen weniger wirkungsvoll sein werden, nicht zu vernachlässigen. Deshalb ist die Gefahr der Pandemie nicht völlig gebannt und deswegen sollte der Aufbau von Positionen in Covid19-Opfern mit Vorsicht und Augenmass erfolgen.

 

Gold und Goldaktien verlieren etwas an Attraktivität

Gold und Goldaktien sind «Opfer» der positiven Entwicklungen an der Impffront und der Unfähigkeit der USA, das nächste staatliche Rettungspaket (finanziert durch die FED) zu verabschieden. Es dürfte jedoch nur eine Frage der Zeit sein, bis die Bilanzausweitungen der FED und der EZB wieder Fahrt aufnehmen und zusätzliche Rettungspakete lanciert werden.

 

 


Kontakt: Thomas Härter, CIO, Investment Office
Telefon: +41 58 680 60 44


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Sämtliche Informationen werden ohne Mängelgewähr und ohne ausdrückliche oder stillschweigende Zusicherungen oder Gewährleistungen zur Verfügung gestellt. Diese Informationen und Ansichten dienen rein zu Informationszwecken und begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können. Wir übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen und Ansichten. Soweit gesetzlich zulässig schliessen wir jede Haftung für direkte, indirekte oder Folgeschäden aus, einschliesslich entgangenen Gewinns, die aufgrund der publizierten Informationen entstehen.

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Rückblick 2023 – Ausblick 2024

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Im Jahr 2023 rückten zahlreiche geopolitische Risiken in den Vordergrund, ergänzt durch Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Der Konflikt in der Ukraine dauert bald zwei Jahre. Zusätzlich hat sich die Situation im Nahen Osten verschärft, insbesondere zwischen Israel und der Hamas. Eine Eskalation des Konflikts auf benachbarte arabische Länder konnte bislang verhindert werden. Zudem zeigen sich wirtschaftliche Schwächen bei zwei wichtigen Handelspartnern der Schweiz: China und Deutschland. Diese Entwicklungen führen zu einem Mangel an wichtigen Impulsen aus der Aussenwirtschaft. Geopolitische Themen werden auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die globalen Finanzmärkte oft nur von kurzer Dauer sind.

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